Howard Alden und Helmut Nieberle

Howard Alden & Helmut Nieberle
Howard Alden & Helmut Nieberle

22.02.2012 im „Le Pirate“, Rosenheim

Ein Konzert der Extraklasse, das konnten die Zuhörer im gefüllten Jazzclub „Le Pirate“ in Rosenheim erleben. Nachdem die gemeinsam eingespielte CD „Jazz Guitar Stories“ bereits ein echter „Hinhörer“ war, war die Spannung groß, wie das wohl live klingen würde. Um es kurz zu machen, das Zusammenspiel der Beiden übertraf alle Erwartungen: Traumwandlerisch sicher im Zusammenspiel, intuitiv kleinste Floskeln sofort aufnehmend, selbst in komplizierten Arrangements. Dabei blieben beide immer recht locker und freuten sich offensichtlich, wenn etwas besonders gut gelungen war. Der Spaß am Spiel miteinander war unübersehbar.

Das Konzert begann gleich im Uptempo, von erstmal Warmspielen nicht die Spur. Alden zeigte den Zuhörern gleich im ersten Solo, wo der Hammer hängt. Er legt eine verblüffende Virtuosität an den Tag, die auch noch voller Musikalität steckt. Egal, was er auf seiner Benedetto auch spielt, groovende Begleitung, rasende Linien, fulminante Akkordsoli... alles ist wie aus einem Guss. Der Mann ist Musik pur.

Im Gespräch mit ihm zeigt sich ein freundlicher und humorvoller Mensch, mit dem man aufs netteste Plaudern kann. Auf den Borys-Saitenhalter angespochen, der auf seiner Benedetto angebracht ist, erkärte er, dass ihm der ursprüngliche Saitenhalter bereits mehrfach zerbrach, also bat er Roger Borys um einen aus seiner Produktion.

Aber zurück zum Konzert: Auf den grandiosen Einstieg Aldens folgte Nieberle ihm völlig mühelos. Er bewies während des Konzertes permanent, welche Klasse in ihm steckt. Man hatte den Eindruck, dass er noch lockerer war als Alden. Alles über Alden oben beschriebene kann man ohne weiteres auch über Nieberle sagen, außer, dass er eine Borys anstelle einer Benedetto spielte an diesem Abend ;-) . Wer Nieberle schon mal live gehört hat, kennt ja seine Fähigkeiten, aber an diesem Abend erschien er mir durch diese Besetzung nochmals regelrecht beschwingter.

Eine Extra-Erwähnung verdienen auch die Arrangements, die manchmal wie ein ganzes Gitarrenorchester klangen; kaum zu glauben, das da nur zwei Musiker auf der Bühne saßen, auch wenn sie ja mit Siebensaitigen Gitarren spielten. Ein weiterer Pluspunkt: Im Progamm waren hauptsächlich nicht so bekannte Standards und Eigenkompositionen von Nieberle. Erst zum Schluss kamen bekanntere Stücke, die es aber dann auch in sich hatten! Eine völlig genial reharmonisierte Version von „Basin’ Street Blues“ brachte das Publikum zur Begeisterung.

Ein Schmankerl war sicher auch noch die Solo-Einlage Aldens, die er mit Musik aus dem Film „Sweet and Lowdown“ und Django Reinhardt bestritt.

Das Konzert endete mit der zweiten Zugabe, einer ausgefuchst und einfühlsam gespielten Version von „Just a Gigolo“.

Nach dem Konzert hielt die Musik uns erst noch mal eine Weile gefangen, zu unglaublich war das soeben gehörte; das musste erst mal verdaut werden.

Zum Schluss noch ein Gläschen mit diesen zwei ausgesprochen sympathischen Menschen und der Abend war perfekt.

Andreas Polte

www.helmutnieberle.de 

http://howardalden.com