Andreas Polte

Andreas Polte
Andreas Polte
Polte & Hopff & Zobel
Polte & Zoller

Geboren 1958 in Bergneustadt, Nordrhein-Westfalen begann er seine musikalische Laufbahn mit 16 in dem er Blues, Beatles und Folksongs auf einer günstigen Höfner-Klassik zu intonieren versuchte. Sehr schnell begann eine “semiprofessionelle” Laufbahn. Für die Jazz-Initialzündung zeichnet, wie so häufig, Wes Montgomery verantwortlich. Unterrichte und Workshops absolvierte er bei Michael Sagmeister, Paul Shigihara und Michael Borner.

Er konzertierte u.a. in Besetzungen zusammen mit den bekannten Jazz-Musikern John Goldsby (USA), Hans Braber (NL), Les Searle (GB), Rolf Römer (D) und seit 1997 mit der deutschen Gitarren-Legende Ali Claudi als Duopartner. Weiterhin war Gitarrist in Bernt Laukamps "Oberberg Big Band" (u.a. mit Bernt Laukamp, Jens Neufang, Björn Strangmann, Stefan Heidtmann...)

Bisher sind drei CDs mit seiner Mitwirkung herausgekommen.

 

 

Interview geführt von Peter Kleinschmidt.

Wie bist du überhaupt auf Archtops gekommen?

Mit anderen Gitarren kann man nicht diesen schönen typischen Ton bekommen, also kaufte ich mir, als ich die Notwendigkeit zu diesem Ton für mein Spiel ekannte, eine Archtop. Es war eine 1959er Gibson ES 175 mit nur einem Pickup. Gory Hartl in Landsberg hat damals wegen meiner weiten Anfahrt sein Geschäft einen Tag lang während seines Urlaubes geöffnet. Später bin ich dann zu “Fichtendecke” gewechselt und habe bei Thomas Hempel in Solingen eine sehr schöne Gibson ”Johnny Smith” erstehen können.

Welchen Stellenwert nehmen Archtops, gemessen an deinem gesamten öffentlichen Gitarrenspiel, ein?

Ich spiele fast nur Archtops. Selten im Zusammenhang mit Bossa Nova oder Klezmer benutze ich eine Yamaha Elektroakustik mit Nylonsaiten..

Welche Archtops besitzt du?

Da ist zunächst meine Gibson Super 400, sie ist etwas ganz Besonderes. Ich habe sie von Ali Claudi bekommen. Dann habe ich zwei Artur Lang Archtops; sie sind ausgezeichnet! Ich besitze noch die wahrscheinlich weltweit einzige Fasan-Archtop und eine Klira Toneking. Die deutschen Archtops sind der Beginn einer kleinen Sammlung, die ausschließlich vollakustische Instrumente deutscher Gitarrenbauer in “blonder” Ausführung beinhalten wird.

Welche davon ist/sind dein/e Favorit/en im musikalischen Einsatz und warum?

Live spiele ich seit langem nur die S400. Sie hat einfach alles, was man braucht. Demnächst werde ich aber eine der beiden Langs auf der Bühne testen.

Welche Saiten spielst du darauf?

DR 013 Flats, ich habe aber letztlich die 015er Flats Wound von La Bella getestet und denke, dass ich wechseln werde.

Welchen Amp bevorzugst du im Livebetrieb für deinen Archtop-Sound?

Einen AER Acousticube IIa. Früher hatte ich noch einen Polytone, aber der AER ist vielseitiger und vor allem durchsichtiger im Klang. Das spürt man vor allem bei einer “Fichtendecke”. Demnächst werde ich zum AER Acousticube 3 wechseln. Er ist noch besser als der Zweier. Der Polytone klingt meiner Meinung nach in Zusammenhang mit einer Ahorndecke besser, als mit Fichtendecke. Mein Polytone war in unserer Gegend der Einzige und so haben sich oft “Gitarristen auf Tour” meinen geliehen, wenn sie vor Ort waren. Joe Pass, Herb Ellis und Toots Thielemanns waren die bekanntesten davon. Übrigends haben die den Polytone alle mit einer Ahorndecken-Archtop gespielt! Lustigerweise hatte ich den Polytone übrigends vom Bassisten der Scorpions gekauft. Der Amp hat also schon allerlei hinter sich. Jetzt gehört er Wolfgang Rothner.

Wie nimmst du deine Archtops für Aufnahmen im Studio gerne ab?

Mit ein oder zwei Mikros vor dem AER. Wenn der Mann am Mischpult mag, bekommt er auch noch ein direktes Signal vom AER; da steckt alles drin. Ein Mikro vor der Gitarre macht mich nervös.

Welches ist die beste Archtop, die du je in der Hand hattest?

Meine Gibson Super 400. Deshalb habe ich sie auch so lange behalten. Auch Ali Claudi ist der Meinung, dass sie zu den besten Gitarren zählt, die er kennt. Sehr beeindruckend fand ich auch eine D´Angelico A10 von 1940, die ich dankenswerterweise bei Rudi Blazer und Willi Henkes in Tübingen spielen durfte.

Welche Archtop würdest du gerne einmal spielen?

Die L5 von Wes Montgomery.

Archtop-Germany hat sich ja ganz schön entwickelt. Bringts auch was ein?

Ja, ein Wenig, aber der Aufwand steht dazu in keinem Verhältnis. Gerade, wenn man versucht, alles aktuell zu halten, neue Bereiche zu ersinnen, das Ganze kurzweilig zu halten, ist es sehr zeitintensiv. Zum Glück bin ich Frühaufsteher ;-). Andererseits verursacht Archtop-Germany auch Kosten; ich versuche das grob in der Waage zu halten; das heißt, dass ich das, was mit Archtop-Germany hereinkommt, auch dafür im weitesten Sinne ausgebe.

Wie bist du eigentlich auf die Idee mit Archtop-Germany gekommen?

Eigentlich wollte ich auf meiner eigenen Homepage nur eine Liste mit Kollegen erstellen, um das Archtop-Meeting ein wenig offener zu gestalten. Bei der Recherche fiel mir auf, dass es keinerlei zentrales Informationsmedium über das Archtop-Geschehen in Deutschland gab. Der Rest war ein Domino-Effekt...

Archtop-Germany macht auf mich einen sehr kreativen Eindruck. Bist du sehr kreativ?

Ich denke schon, neben dem Spiel in immer wechselden Bands habe ich viele Konzepte entwickelt, die für bessere Zuhörerzahlen sorgten, eben “Events”, wie man so schön sagt. Das Archtop-Meeting kommt dazu. Ständig gehen mir irgendwelche Ideen durch den Kopf. Teilweise hält mich das ganz schön vom Spielen ab.

Ich kenne ja fast alle deiner ehemaligen Bands. War dir davon eine besonders wichtig?

Mmh, eigentlich waren alle wichtig, ich habe mich in Allen weiterentwickeln können. Aber die Abende mit dem “Les Searle Trio/Quartett” waren etwas ganz Besonderes. Mit solchen Musikern wie Hans Braber und John Goldsby zu konzertieren, ist schlichtweg sagenhaft. Sehr schön war auch das Duo mit Stephan Aschenbrenner am Saxophon. Es hat mich in meinem Begleitstil stark nach Vorne gebracht; außerdem bestand damals ein sehr enges musikalisches Miteinander zwischen Stephan und mir.

Und was ist mit dem Christmas-Jazz-Trio? Die Musik hat mir immer sehr gut gefallen.

Ja, natürlich. Das ist auch etwas Besonderes. Eine interessante Besetzung und ein gutes Konzept. Das hört man. Die Arrangements habe ich fast alle in einer Klinik geschrieben, aus Langeweile...bei manchen dieser Ideen habe ich mir vor Vergnügen auf die Schenkel geklopft. Dann habe ich die Arrangements Alexander Hopff vorgelegt und bat ihn um Änderungsvorschläge; aber er meinte nur, dass man daran nichts zu ändern braucht. Was Martin Zobel da auf seinem Horn teilweise spielt; wie er die Melodien interpretiert; das ist nicht von dieser Welt. Sehr viel Seele, sehr viel Melodisches, sehr viel Chet. Die CD hat Spaß gemacht und ist gut angenommen worden.

Du scheinst ein Freund ungewöhnlicher Besetzungen zu sein. Das Christmas Jazz Trio ist mit Gitarre, Piano und Flügelhorn besetzt. Und da war auch noch das ATP-Jazz-Trio mit zwei Gitarren und Saxophon.

Nicht zu vergessen, dass Alexander Hopff neben seinem Pianospiel auch noch hervorragend singt. Aber es stimmt, ich mag solche Besetzungen, vor allem ohne Rhythm´ Section. Das Ganze klingt sehr luftig und offen für mich. Es gibt natürlich aber auch Gelegenheit zur Abgrenzung von den üblichen Besetzungen. Manche Zuhörer waren zunächst skeptisch, aber wir haben nur sehr selten den Vorschlag gehört, dass wir doch noch einen Bass und ein Schlagzeug brauchen. Alexander Schmitz hat unlängst über “ATP” geschrieben: “...eine bizarre Besetzung, die der Herausforderung souverän und kompakt begegnet...”. Ich finde, das bringt es auf den Punkt.

Das soll aber keineswegs heißen, dass ich andere Besetzungen nicht mag; Jede hat ihre Besonderheit und ihre eigene Herausforderung. Ich hatte vor meinem Umzug noch ein sehr interessantes Quartett mit 2 Gitarren, Kontrabass und Drums. Manuel Marcos hat den anderen Gitarrenpart gehabt. Er ist übrigends ein richtiges Gitarrengenie, aber leider nicht sehr bekannt. Orgeltrio liebe ich geradezu; ich hätte gerne wieder Eines.

Apropos “Umzug”...Du warst bis 1999 musikalisch auf einem aufsteigenden Ast. Du hattest Kontakte zu Weltklasse-Musikern und man hat dich in den Jahren bis dahin überregional sehr akzeptiert. Dann hast du diesen Herzinfarkt bekommen und bist bis Heute nicht mehr so recht in der spielenden Szene aufgetaucht. Willst du darüber reden?

Warum nicht! Meine Freunde wissen es ohnehin und ich mache kein Hehl daraus. Es war auch kein Herzinfarkt, sondern eine unheilbare, nicht operable, seltene Herzkrankheit, die mich für eine lange Zeit komplett aus dem Geschehen herausgezogen hat. Verrückterweise hat dies nicht nur meine Gesundheit sondern auch die Musik und alle meine persönlichen Bereiche extrem verändert. Ich musste mich erst mal wieder mit mir selbst zurechtfinden. Weißt du, wenn du nicht weißt, was du bist und wohin du gehörst, kannst du nicht glaubwürdig Musik machen, alles artet irgendwie in “Mucke” aus. Künftig möchte ich wieder etwas mehr spielen. Am liebsten eben im Orgeltrio oder noch einmal in einer Besetzung mit zwei Gitarren, Schlagzeug und Kontrabass.

Welche musikalische Begegnung hat dir am besten gefallen?

Neben den bereits erwähnten waren es vor allem die Jams mit Atilla Zoller und Larry Coryell. Die haben unheimlich was gebracht und Beide waren sehr nett. Mit Atilla Zoller musste ich gemeinsam auf einer Gitarre spielen, weil er keine in den Jazzkeller mitgenommen hatte. Das war sehr lustig. Aber er wollte halt kein Foto mit Jemanden machen, mit dem er nicht zusammen gespielt hatte.

Wo war das?

Das war bei den Internationalen Wiehler Jazztagen. Es muss ca. Mitte der 90er jahre gewesen sein.

(31.05.2005)

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