Peter Leitch
Leitch - up front
Leitch - Autobiography

Peter Leitch gehört zu den Gitarristen, die unter Kollegen seit langen Jahren eine ausgesprochene Wertschätzung besitzen, leider aber einem größeren Publikum nicht sehr bekannt sind.

Diejenigen, die sich mit Peter´s Stil auseinandersetzen, finden seinen internationalen Ruf in einem wiedererkennbaren Stil begründet, der in der Tradition der Jazzgitarre wurzelt, aber deutlich eigen ist.

Peter´s Hauptinstrument ist eine “Zoller”, eine massive 17´´ Archtop, die von Höfner hergestellt und von Atilla Zoller, der ein Freund und Mitspieler von Peter war, designed wurde.

 

Peter, seit ich Deine CD “Trio/Quartett91” etwa ein Jahr nach erscheinen gehört habe, bist Du einer meiner Favoriten auf der Archtop. Ich bin deshalb sehr froh, dass wir dieses Interview machen können. Meine erste Frage ist: Warum und wann hast Du Dich dazu entschieden, ein professioneller Gitarrist zu werden?

Das ich ein professioneller Gitarrist wurde ist so etwas, was einfach passierte, keine überlegte Entscheidung zu einem bestimmten Moment. Ich hatte schon ein wenig Gitarre gespielt, als ich die Gelegenheit bekam, live in Montreal solche großartigen Musiker wie John Coltrane, Miles, Monk, Wes Montgomery usw. zu hören, und ich war bewegt und inspiriert, zu versuchen diese Musik zu erlernen. Da ich keine starken Motivationen in eine andere Richtung hatte, bin ich sozusagen in die Professionalität hingedriftet um leben zu können.

Was waren Deine wichtigsten musikalischen Einflüsse?

Als ich zu lernen begann, waren meine favorisierten Gitarristen Wes, Kenny Burrell, Jim Hall, Rene Thomas und Grant Green. Sie alle waren sehr starke und individuelle Spieler mit ihren eigenen Sounds und musikalischen Ansätzen; eine Sache, die wir heute nicht mehr so oft hören können. Ich denke, das was ich an ihnen mochte, war nicht das, wozu sie in der Lage gewesen sind zu spielen, obwohl das natürlich auch beeindruckend war, sondern die Art, wie sie jederzeit in der Lage waren ihre Power, ihre Tiefe und Individualität in irgend einen musikalischen Kontext einzubringen; oder irgendeine Aufnahme. Heute scheint ein mehr allgemeiner Ansatz zur Jazz-Gitarre zu bestehen. Ich war aber auch sehr beeinflusst von Bläsern und Pianisten: Bird, Coltrane, Sonny Rollins, Jackis McLean, Hank Mobley, Clifford Brown, Bud Powell, McCoy Tyner, Bill Evans usw.

Du hast mir erzählt, das die Zoller - Höfner Archtop dein Hauptinstrument ist und dass Du sie 1994 von Atilla Zoller selbst gekauft hast. Wann hast Du Atilla zum ersten Male getroffen?

Ich traf Atilla zum ersten Mal in den frühen 80er Jahren, nicht lange nach meinem Umzug nach New York, wahrscheinlich im “Bradley´s”, einem Jazzclub, in dem Musiker in den frühen Morgenstunden rumhingen. Atilla war ein sehr kreativer Spieler, Erneuerer und Lehrer. Er gründete ein Jazz Camp in Vermont, in dem ich auch einige Jahre lehrte. So weit ich es verstanden habe, hatte er sehr viel mit dem Design des Zoller Modells von Höfner zu tun.

Wie kam es, dass ihr Freund wurdet?

Atilla war ein guter Freund aller Gitarristen. Er kam immer zu unseren Gigs. Einmal kam er um mich zu hören und sagte: “Ah, Du hast geübt! Du solltest nicht so viel üben!” Aufgrund seines ansteckenden Humors und seines Enthusiasmus konnte man gar nicht anders, als Freunde sein. Wir spielten und sprachen oft zusammen und er lud mich ein, in seinem Summer Camp in Vermont zu unterrichten.

Was ist das Besondere an der Gitarre, die Du von Atilla gekauft hast? Kannst Du es beschreiben? Sind wirklich nur zwei Gitarren dieses Prototyps von Höfner gebaut worden?

Zunächst hat die Gitarre einen wirklich guten akustischen Ton, das ist etwas, was ich in allen Gitarren suche, selbst in elektrischen oder verstärkten. Auch ist der Sound sehr gut in allen Registern balanciert, von den Höhen bis zu den Bässen. Die unteren Tiefen sind nicht zu schwammig, die hohen Höhen sind stark und das Instrument lässt sich gut spielen. Sie ist auch nicht zu schwer. Obwohl ich in der Vergangenheit Perioden des Auswechselns und Ausprobierens verschiedener Instrumente hatte, bin ich wirklich kein Gitarrenfanatiker oder Sammler. Und so bleibe ich bei einem Instrument, wenn ich eines finde, das zu mir passt.

Soweit ich weiß, und ich berufe mich dabei auf Atilla, sind nur zwei oder drei dieses Modelles gebaut worden (Anmerkung: des Prototyps). Der große Jimmy Raney hatte auch eine. Meine, die zum dem Zeitpunkt noch Atilla gehörte, spielte er auf seiner letzten Aufnahme (But Beautiful, Criss Cross Jazz 1065 CD). Er kam von zu Hause, aus Louisville, Kentucky nach New York ohne seine Gitarre, weil er wusste, dass er die gleiche von Atilla borgen konnte. Ich war auf dieser Aufnahmesession zugegen und er spielte wunderschön.

Oh ja, ich kenne die CD, sie gehört ebenfalls zu meinen absoluten Favoriten. Aber zurück zu Dir: Ich habe auf Deiner Homepage gelesen, dass Du eine Solo-CD aufgenommen hast. Erzählst Du etwas darüber?

Letztes Jahr (2006) habe ich mein erstes Solo-Gitarrenprojekt aufgenommen. Ich benutzte die Höfner/Zoller und einen Polytone Mini Brute IV. Ich nahm verschiedene Spuren gleichzeitig auf; Mikrofon vor dem Amp, den direkten Amp-Ausgang und diverse Mikrofone an der Gitarre selbst. Dann mischte ich die Spuren. So war ich in der Lage, die großartige akustische Tonqualität des Instrumentes zu nutzen. Das aufgenommene Material ist eine Mischung aus Standards, Jazz-Kompositionen (Ellington, Strayhorn und Mingus) und einigen Original-Kompositionen. Es sind 14 Titel insgesamt, die meisten original durchgespielt - einige davon First Takes! Zwei der Originale haben ein Overdub, eine Notwendigkeit aus der Natur der Komposition. Ich bin sehr glücklich mit der Musik auf meiner ersten Solo-CD. Wenn ich kein Label dafür finde, werde ich die CD später in diesen Jahr selbst veröffentlichen.

Lass uns über Deine anderen CDs reden. Welche würdest Du einem neuen Hörer Deiner Musik empfehlen? Und welche ist die wichtigste für Dich selbst?

Keine leichte Frage! Ich denke, das hängt auch vom Zuhörer ab. Wenn jemand wirklich in der Gitarristik steckt, würde ich eine der Trio-Aufnahmen empfehlen - vielleicht “Up Front” (Reservoir CD 145) oder “On a Misty Night” (Criss Cross 1026CD). Wenn jemand größere Besetzungen mit Bläsern und Piano bevorzugt, einen mehr orchestralen Sound, dann vielleicht “Colours and Dimensions” (Reservoir CD 140) oder das aktuellere Album “Autobiography” (Reservoire CD 179).

Ich bin glücklich, dass ich über die Jahre regelmäßig aufnehmen konnte - und das mit großartigen Musikern. Ich habe immer versucht, eine größtmögliche Vielfalt in den verschiedenen Projekten zu bekommen, deshalb fällt es mir schwer, nur eine einzige Aufnahme zu wählen. Ich mag “Portraits and Dedications” wirklich sehr und auch “A Special Rapport” weil dort eine spezielle Chemie in der Band wirkt.

Wann wirst Du erneut nach Deutschland kommen? Was für Pläne hast Du für die Zukunft?

Ich weiß noch nicht, wann ich wieder in Deutschland sein werde - es ist nichts für Europa gebucht- obwohl ich sehr gerne noch einmal dorthin zurückkehren würde. Meine Pläne für die Zukunft sind einfach weiter Üben, Musik schreiben, versuchen besser zu werden, ein wenig lehren. Ich habe Musik für eine größere Besetzung geschrieben, die ich gerne aufnehmen lassen würde und ich will meine Solo-CD irgendwann in diesem Jahr herausbringen.

(Februar 2007)

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