Manfred Junker

Manfred Junker
Junker - Meeting Mr. Rogers
Junker Quartett

Manfred Junker, geboren 1969 in Leutkirch, studierte an der Jazzschule in St.Gallen und am Berklee College of Music in Boston. Heute unterrichtet der Berklee-Stipendiat an der Musikschule Wil in der Schweiz, konzertiert aber hauptsächlich seinem Quartett und anderen Formationen.

Fünf eigene CDs sind von ihm erschienen, die seine Reputation als Spieler und Komponist kontinuierlich voranbringen. Die zu Beginn des Jahres 2005 erschienene CD “Meeting Mr. Rodgers” zeigt ihn in der Rolle der anspruchsvollen Besetzung von Gitarre und Bass, die er mit Bravour meistert. Stilistisch wurzelnd im Bop, zeigt sein Spiel eine permanente persönliche Weiterentwicklung. Dabei geht er Tradition sehr pfleglich um und drückt ihr einen persönlichen zeitgemäßen Stempel auf.

Manfred, wie bist du darauf gekommen Archtops zu spielen?

So mit 16-17 Jahren hat das bei mir angefangen mit dem süchtig werden nach Jazz; habe viel Wes, Joe Pass, Jim Hall, Barney Kessel, Herb Ellis, aber auch Metheny gehört und war vom Sound und zugegebenermaßen auch von der Optik hingerissen.

Habe mir dann eine blonde Ibanez Artstar geleistet, die ich dann ein paar Jahre gespielt habe, aber dann, weil der Hals als auch der Sound nicht das Gelbe vom Ei waren, diese wieder verscherbelt, um mir eine Fender Montego (1969) zu kaufen. Soundmässig toll, nur leider ein paar tote Stellen auf dem Griffbrett und sehr feedbackanfällig, so dass ich diese gegen eine neue Heritage H 535 Semiakustik getauscht habe, die ich dann bis 1997 gespielt habe.

Da hatte ich schon länger vor, eine Ibanez PM 100 mal auszuprobieren, habe extra mal in Köln 5-6 getestet und war zunächst sehr enttäuscht, weil alle irgendwie nicht optimal waren. Dann aber hatte der lokale Händler in Konstanz ein (!) Exemplar da, das ich super fand und bis heute spiele (inzwischen mit neuen Bünden...).

Welchen Stellenwert nehmen Archtops, gemessen an deinem gesamten öffentlichen Gitarrenspiel, ein?

Ca. 80%, den Rest bestreite ich mit meiner Martin Flattop, die ich gerne mal für Balladen verwende und auch sonst eine klangliche Abwechslung bietet.

Welche Archtops besitzt du?

Im Moment nur die Ibanez PM100, würde aber sicher zuschlagen, wenn ich mal an eine für mich perfekte Gibson käme, aber ich habe eben schon lange gemerkt, dass es bei jeder Marke absolut erschreckende Unterschiede geben kann, habe in Boston einige neue Gibsons ausprobiert, die ich schrecklich gefunden habe. Die Ibanez ist in allen Spielsituationen (vom leisen, sehr akustischen Duo bis zur lauten, rauen und verzerrten Situationen) für mich die optimale Lösung – sicher wäre im Duo so was wie die Jim Hall – Sadowsky (früher D’Aquisto) eine weitere Alternative...

Welche Saiten spielst du auf deiner PM100 ?

Schon lange 11er Flatwound von D’Addario, überlege im Moment, ob ich mal Roundwound probieren soll.

Welchen Amp bevorzugst du im Livebetrieb für deinen Archtop-Sound?

Habe lange mit ein/zwei Polytone Mini-Brutes gespielt, im Quartett habe ich aber gerne einen fetteren Sound, so dass ich jetzt seit mehreren Jahren einen Fender HotRod Deluxe spiele.

Wie nimmst du deine Archtops für Aufnahmen im Studio gerne ab?

Unterschiedlich: Die letzte Quartett-CD nur über den Amp plus das Linesignal, das wir dann noch bearbeitet haben – für die Duo CD war es zu ca. 60% über zwei Mikros, 30% Linesignal und 10% Amp, um einen akustischen, warmen Charakter zu betonen (eigentlich kaum zu glauben, hat aber so sehr gut funktioniert). In Zukunft wird das wohl auf eine Mischung Amp mit Mikroanteil hinauslaufen.

Welches ist die beste Archtop, die du je in der Hand hattest?

Schwer zu sagen, ich habe verschiedene teure Instrumente schon ausprobiert, aber das ist für mich ganz und gar nicht entscheidend, da ich unabhängig von Marken, Ruf und Preisen glaube, dass man erst im Lauf von Monaten weiß, ob einen eine Gitarre wirklich zufrieden stellt und zu einem passt (so eine Beziehung muss in Ruhe wachsen )

Welche Archtop würdest du gerne einmal spielen?

Die „großen“ Archtops (z.B. Super 400) passen nicht zu meiner Körpergröße (165cm), da fühle ich mich unwohl, wenn so ein Schiff an mir hängt, die Größe meiner Ibanez und deren Entsprechungen (z.B. L4) wären ein Kriterium neben Hals, Sound (akustisch – verstärkt) etc.

Ja, das glaube ich gerne. Mir fallen als Alternative da auch eine "Johnny Smith" oder eine "Byrdland "ein. Oder hast du schon einmal daran gedacht, dir ein Instrument bauen zu lassen?

Auch hier gilt für mich, dass ich da das Instrument wohl eine Weile ausprobieren müsste, vielleicht gibt es ja aber auch da die Liebe auf den ersten Blick... An bauen lassen habe ich auch schon gedacht, aber davor zurückgeschreckt, weil man auch hier wohl im voraus nicht genau weiß, was man dann kriegt (Theorie vs. Praxis...)... und für ein bestelltes Instrument viel Geld hinzulegen, das dann zwar bestellten die Abmessungen, Pickups etc. hat, aber irgendwie handwerklich nicht gelungen ist, wäre schon bitter. Aber vielleicht werde ich irgendwann mal durch einen Gitarrenbauer eines Besseren belehrt.

Erzähl uns doch etwas über deine musikalische Ausbildung.

Mit 12 Unterrichtsbeginn bei einer Lehrerin, die „alles“ unterrichtete, entsprechend schlecht natürlich; dann ab 14 klassisch ausgebildeter Lehrer, der auch einen Berklee-Fernkurs für Arranging gemacht hat und mich neben klassischem Unterricht auch auf Jazz gebracht hat (heute merke ich mehr und mehr, wie ich von beiden Welten allein schon technisch profitiere). Durch den Unterricht bei diesem Lehrer habe ich viel gelernt, auch durch das gemeinsame Duo (s.u.), aber in der Rückschau war ich zu der Zeit zu einseitig auf Theorie, Voicings, Fingersätze - also „Kopf“! - fixiert und musste später noch viel tun für den „Bauch“ (v.a. Time-feel, Phrasing, Ohr).

Dann mein Studium an der Schweizer Jazzschule in St. Gallen (1991 –95) bei Peter Eigenmann, dort oft Selbstzweifel; habe mich oft unnötig unter Druck gesetzt, weil ich gerne den Berg statt dem nächsten Schritt gesehen habe. War eine gute Zeit, nicht immer die besten Rhythmusgruppen, aber die perfekte Vorbereitung fürs Berklee College, für das ich nach einer Audition in Paris ein fettes Stipendium von Berklee bekommen habe.

Davor aber noch ein paar Wochen New York mit Unterricht bei John Abercrombie und VIELEN fantastischen Konzerten!! In den vier Semestern, die ich in Boston studiert habe (95-96), ist es dann wirklich abgegangen (habe sogar das Diplom mitnehmen können, weil mir Kurse aus St. Gallen angerechnet wurden und ich bei anderen die Abschlussprüfung vorziehen konnte): Material, das mich heute noch beschäftigt, gute Musiker zum Jammen, super Lehrer (Hal Crook, Ed Tomassi, die Gitarristen Jim Kelly und Rick Peckham) – eines der besten Jahre meines musikalischen Lebens (Auftritt mit einer Band an der IAJE-Konferenz ´96 in Atlanta)!!!

Danach Heimkehr nach Germanien, zum Glück einen Job zum Unterrichten in der Schweiz gefunden (drei Tage pro Woche als finanzielle Basis), daher die Wahlheimat Konstanz – und eben das wirkliche Leben: Gelerntes umsetzen und ausbauen, die passenden Musiker finden, Tunes schreiben, Veranstalter anrufen („was, sie schon wieder?“)...

Wenn man mal die ersten Rockbands und Schulformationen beiseite lässt, habe ich die ersten Gigs ab ca. 1989 im Duo mit meinem damaligen Lehrer gespielt - Standards, die ziemlich kompliziert arrangiert waren, klassische Technik erforderten, aber durch die starke Strukturierung sehr eingeschränkt waren in bezug auf Interaktion und Spontaneität. Dann während des Schweizer Studiums ein Quartett mit anderen Studenten (g,p,b,dr), das meine erste richtige Jazzband war und bis 1995 relativ viel gespielt hat; parallel dazu ein Trio in meiner Heimatstadt Leutkirch (g,b,dr) mit Musiklehrern.

Nach Boston ging es dann los mit meinem Quartett, auch mal Trio, bislang vier CDs, mal nur Originals, mal programmatischer (Cole Porter). Obwohl es immer schwieriger geworden ist, regelmäßig zu spielen, bin ich doch stolz darauf, in meinen Augen immer Qualität geliefert und durchgehalten zu haben, ich stehe nicht auf Hauruck-Session Bands...

Und jetzt eben auch noch als weitere Formation das Duo mit German Klaiber – vollkommen anders, wie ich da als Gitarrist funktioniere, weil es einfach „mehr zu tun gibt“, im Quartett ist es auch mal schön, nicht zu spielen und den anderen zuzuhören...

Mit German Klaiber im Duo hast du ja auch deine letzte CD "meeting Mr. Rodgers" aufgenommen, die gute Kritiken bekommen hat. Sie ist in zweierlei Hinsicht für mich sehr interessant: Zum einen hast du zum erstem Mal in der schwierigen Duo-Besetzung von Gitarre und Bass aufgenommen und zum zweiten hat die CD ein schönes thematische Konzept. Wie kam es dazu?

Die Duoarbeit mit German Klaiber ist zum einen schon immer eine Sache gewesen, die mich gereizt hat, weil ich viel dabei lernen konnte und kann - man darf sich ohne Schlagzeug keine Sekunde ausklinken und muss immer entweder beim Solo/Thema oder beim Begleiten 100%ig präsent sein. Zum anderen bietet diese Besetzung die Möglichkeit für weitere Gigs: Manchem Veranstalter ist das Trio/Quartett zu laut oder zu teuer, manchmal ist schlicht auch zu wenig Platz auf der Kleinkunstbühne; das aktuelle Quartettprogramm mit ausschließlich eigenen Stücken interessiert manche Veranstalter auch nicht so, weil sie sich davon nicht genügend Publikum versprechen (was manchmal schon komisch ist, wenn ich sehe, wie gut es dann doch ankommt).

Das war natürlich nicht der Grund für Richard Rodgers, aber die Stücke nur eines Komponisten geben eine thematische Klammer, die sich besser verkaufen lässt als z.B. "Junker's favorite Standards".
Die Rodgers-Tunes haben mich aber schon immer interessiert, harmonisch nichts außergewöhnliches, auch nichts "eckiges" in der Melodik (wie z.B. bei Cole Porter), aber doch Ohrwürmer, aus denen sich viel machen lässt sowohl in der Bearbeitung als auch in den Solos über die Changes.

Ja, ich habe solche Themenevents auch immer gerne gemacht, es zieht tatsächlich mehr Zuschauer an und macht außerdem Spaß. Kommen wir von deiner letzten auf deine neueste geplante CD zu sprechen: Was erwartet uns?

Im Wesentlichen wird es eine Weiterführung des Konzepts der letzten Quartettaufnahme sein: Eigenkompositionen, die verschiedene Facetten meiner Auffassung widerspiegeln, wie moderner Jazz klingen soll und kann; dazu zählen für mich nach wie vor an erster Stelle Groove auf gleicher Augenhöhe mit Melodie.

Alle Stücke, die ich schreibe - seien es „traditionelle“ 32taktige Formen oder ungerade Metren -sollen dem Hörer von der Melodie her im Ohr hängen bleiben und gleichzeitig von der Rhythmik her ins Knie fahren (natürlich nicht im Sinne von Tanzmusik, sondern als Umschreibung für „rhythmisch“ packend!)

Davon ausgehend habe ich mich bemüht, ein auch für Liveauftritte geeignetes abwechslungsreiches Programm zu schreiben, das insgesamt einen Bogen macht und natürlich schnelle Tunes, Balladen, verschiedene Metren und Grooves (Swing/Latin) beinhaltet.

Da wir die Stücke inzwischen schon ein paar Mal live gespielt haben und auf positive Resonanz beim Publikum gestoßen sind, bin ich sehr zuversichtlich, dass das auch im Oktober im Studio funktioniert. Erscheinen wird die CD dann im ersten Drittel des kommenden Jahres.

(01.07.2005)

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