Alexander Jung

Alexander Jung
Alexander Jung

Einer, der bereits in jungen Jahren ein sehr versierter Spieler ist, das ist Alex Jung. Endorsement bei Striebel, CD bei Jardis, Quartett mit Lorenzo Petrocca... das ist schon was. Außerdem kann man Alex bescheinigen, dass er ein sehr angenehmer Gesprächspartner ist...

Hallo Alex, erzähl doch bitte ein Wenig über Deine musikalischen Ursprünge und wie Du speziell auf Gitarre gekommen bist.

Ich kann mich erinnern, da war ich so ungefähr 12 oder 13, irgendwie habe ich mich fürs Musik machen interessiert; ich weiß nicht wieso. Mein Vater hat in einer Hevy Metal Band gespielt, die Samstag nachmittags probte und da schon Bier trank…

Als die eine Pause gemacht haben sind mein Zwillingsbruder und ich in den Proberaum und da war dann dieser Bass und eine Gitarre und diese riesigen 4 x 12er Boxen; die waren mörderisch laut aufgedreht, weil die Kollegen haben natürlich ordentlich laut gespielt. Das war eine sehr ergreifende Erfahrung: Diese Gitarre mit der monströsen Lautstärke. So hat es angefangen.

Mein Bruder und ich haben uns dann immer wieder für Gitarren interessiert, wir haben Fachmagazine zusammengehamstert und dann haben wir ausgemacht dass er Bass spielen muss und ich Gitarre.

War diese Verteilung eher zufällig?

Es war wohl Zufall; wir haben das einfach so abgemacht und es ist seither so geblieben. Meine erste Gitarre war eine Flying V-Kopie von Epiphone, die konnte man eigentlich nicht wirklich spielen. Aber es hat Spaß gemacht; ich habe erst man ein halbes Jahr selber rumgedudelt und dann Unterricht genommen.

Bei wem?

Reinhard Reiser hieß er. Mit dem spiel ich auch heute noch ab und zu zusammen. Wenn wir im Allgäu sind haben wir eine Jazzband mit zwei Gitarren. Unterricht habe ich genommen bis ich etwa 18 war. Dann habe ich das Gitarrespielen für 1-2 Jahre sein lassen, ich hatte aufgehört mich ernsthaft dafür zu interessieren. Als ich dann nach dem Abitur mich entscheiden musste, welchen Beruf ich ergreifen soll habe ich mir gedacht: „Ich könnte doch Gitarre spielen.“ Mein Bruder hat das auch so für sich beschlossen und wir haben uns dann informiert. Während des Zivildienstes haben wir uns dann vorbereitet und dann hats geklappt. Ich habe angefangen Musik zu studieren.

Wo hast Du studiert?

In München bei Peter O’Mara.

Hattest Du noch weitere Lehrer?

Ja, unterricht bei Helmut Kagerer in der zeit vor der Aufnahmeprüfung. Da war ich zwar noch recht unbedarft, aber es hat mir viel geholfen, weil er mir gezeigt hat, was ich machen soll, was ich vorbereiten soll. Auf die Aufnahmeprüfung habe ich mich sehr akribisch vorbereitet, viel ausgecheckt. Auch bei Georg Alkofer hatte ich Unterricht. Er ist auch ein ehemaliger Schüler von Peter O’Mara. Er hat mich auch vor der Aufnahmeprüfung „gecoacht“.

Jim Hall ist einer Deiner Haupteinflüsse glaube ich. Wie bist Du an den gekommen?

Also der erste große Einfluss, bei dem ich hängen geblieben bin, das war Joe Pass. Den hatte ich durch Reinhard Reiser kennen gelernt. Wir haben viel zusammen gesessen und angehört, gespielt usw. das war auch sehr hilfreich. Reinhard hat klassische Gitarre studiert und Joe Pass war für ihn im Jazz der Inbegriff des Solospielens. Er war davon fasziniert und ich dann eben auch. Ich habe damals viel Joe Pass gehört und fast jede CD gekauft. Im Studium hat Peter mich dann dazu gebracht zu schauen, was es noch alles andere gibt. Vor allem, was es noch für „alte“ Gitarristen außer Joe Pass gibt. Eben nicht unbedingt die zeitgenössischen wie Scofield oder Metheny oder Rosenwinkel. Ich sollte zurück zu der Tradition gehen, zu den Anfängen der Jazzgitarre. Dabei bin ich dann irgendwie auf Jim Hall gestoßen. Diese Musik war dann eine große Liebe von mir. Ich habe sehr viele Soli von ihm transkribiert. Das hat mein Spiel sehr geprägt.

Was hat Dich speziell so sehr fasziniert an Jim Hall? Eher die Lyrik in seinem Spiel, oder eher der Ton?

Ich glaube beides. Das war mir in dem Moment sicher nicht bewusst, auch seine Auffassung von Strukturen und Texturen, die Transparenz in seinem Spiel. Er nimmt an den richtigen Stellen die richtigen „Gewürze“. Er hat einen sehr guten Überblick; es klingt immer harmonisch und fließend, auch wenn er schnell spielt. Im Trio-Spiel wird er offensiver, er verlässt die Struktur, es hat aber nie den Anklang, dass die Musik auseinander bricht. Er ist immer schön kontrolliert. Die Kontrolle über den Moment – das hat mich sehr beeindruckt.

Also Jim Hall und Joe Pass. Gibt es noch andere wichtige Einflüsse?

Ich habe während des Studiums auch viel Bläser transkribiert. Hank-Mobley, Miles Davis, Chet Baker, Charlie Parker. Von den neuen Gitarristen mag ich sehr gern Jonathan Kreisberg, Peter Bernstein und Kurt Rosenwinkel ist auch super.

Wann warst Du fertig mit Deinem Studium?

2007, ich habe dann noch ein Jahr klassische Gitarre drangehängt.

Hat Dir dieses Jahr für Dein heutiges Spiel etwas gebracht?

Weiß ich gar nicht so richtig. Technisch hat es bestimmt was gebracht. Vor allem für das Solo-Spiel. Ich spiele heute aber gar nicht viel klassische Gitarre. Hauptsächlich eben Archtop.

 

Da hast Du momentan eine ES 165, wenn ich richtig informiert bin.

Ja, ich bekomme aber demnächst eine Striebel, auf die ich mich schon sehr freue. Ich habe die ES 165 seit 2006 gespielt und Du kennst das ja: Irgendwann reift in einem der Gedanke, dass man ein neues Instrument braucht; aus was für Gründen auch immer. Ich habe mich dann halt informiert über die deutschen Gitarrenbauer und die Möglichkeiten. Ich war dann irgendwann auf der Messe am Stand von Joe Striebel, ich kannte auch bereits das Signature-Modell von Peter Autschbach, und da habe ich Joe Striebel einfach gefragt. Ich habe ihm auch eine CD von mir gegeben und wir haben dann herausgearbeitet, was für eine Gitarre es werden soll.

Ich hatte die Vorstellung von einer vollmassiven Jazzgitarre, aber in elektrischer Auslegung. Man hat ja wenn man eine neue Gitarre kauft immer die Vorstellung, das dass die Gitarre des Lebens ist (lacht).

Eine solche Gitarre ist ja auch etwas sehr persönliches, weil Deine eigenen Vorstellungen darin enthalten sind.

Ja, es war auch mein Gedanke, dass das besser ist, als eine Gitarre von der Stange. Zwischen Joe und mir gab es etliche Emails, weil meine Vorstellungen sich manchmal etwas geändert haben.

Als Jazzgitarrist in Deinen jungen Jahren bei einem Renomme-Label wie Jardis unterzukommen ist ein großer Wurf. Ein schönes Sprungbrett. Wie bist Du an Heiner Franz gekommen?

Heiner Franz hat 2002 oder 2003 ein Konzert mit Louis Steward gegeben und ich war noch relativ unbedarft. Es war sehr faszinierend und ich hatte die Gelegenheit Heiner Franz dort kennen zu lernen. Irgendwann wusste ich dann, dass er hinter dem Jardis-Label steckt und ich habe auch einige der Jardis-Spieler gekannt. Die Spezialisierung des Labels auf Jazz-Gitarre ist schon eine feine Sache. Und wenn man dort als Gitarrist unter kommt, ist das schon etwas sehr gutes. Die Leute, die sich für Jazzgitarre im Allgemeinen interessieren, die kennen auch Jardis. Diese Leute bekommen es dann natürlich auch mit, wenn jemand bei Jardis etwas veröffentlich; das ist eine Super-Sache. Es immer ein Traum von mir, eine Trio-Platte bei Jardis zu veröffentlichen.

Sie hat ja auch eine interessante Mischung: Eigne Sachen, Coltrane, Hall, Evans, Parker…

Ich habe einfach versucht, ein möglichst großes Spektrum abzudecken… aus jedem Töpfchen etwas herauszunehmen. Auf meiner Homepage wird u.a. auch zu My Space verlinkt, da gibt es auch Sachen von der CD zu hören. Wir spielen natürlich im Konzertprogramm viele Sachen aus der CD, aber es gibt auch viele neue Sachen. Es reicht fast schon für eine neue CD. Wir werden vermutlich noch 2010 eine neue CD herausbringen können.

Was gibt es noch für aktuelle Pläne?

Ich habe momentan noch ein Quartett mit zwei Gitarren mit Lorenzo Petrocca. Also mein Basis-Trio mit zweitem Gitarristen. Vielleicht werden wir auch mit der Besetzung etwas Aufnehmen. Lorenzo ist so der richtige Gegenpart zu mir: Ich bin jemand, der viel mit dem Kopf spielt und genau weiß was er macht, obwohl ich versuche, dem Bauch beim Spielen die Führung zu überlassen. Bei Lorenzo ist es anders, er weiß manchmal gar nicht richtig was er spielt; er tut es einfach. Sehr intuitiv. Für mich ist das sehr interessant zu sehen, wie jemand auf diesem Niveau spielt, ohne den theoretischen Hintergrund eines Jazzstudiums.

Ich plane auch im Herbst 2010 einen ein- oder zwei Tage Workshop, in Zusammenarbeit mit Joe Striebel. Eines der Themen wird vermutlich auch das „Handwerkliche“ auf der Gitarre sein, weil ich festgestellt habe, dass mir das sehr hilft, wenn ich das „Handwerk“ verstehe. Es gibt mir die Freiheit, besser zu improvisieren und zu spielen. Ich habe bei anderen Workshops festgestellt, dass dieses Thema meistens zu kurz kommt.

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