Torsten Goods

Torsten Goods
Torsten Goods und George Benson
Torsten Goods "steppin"
Torsten Goods und Lagrene
Torsten Goods und Run

Torsten Goods ist ganz sicher einer der talentiertesten Jazz-Gitarristen und -Sänger in Deutschland. Wenn man ihn zum ersten Mal hört, wundert man sich ziemlich, wie reif und lupenrein das Spiel des 24-Jährigen ist.

Geboren 1980 in Düsseldorf, lebt Torsten, dessen eigentlicher Nachname Gutknecht lautet, heute in Nürnberg. Allerdings verbrachte er einige Jahre in New York, in denen er sein Spiel erheblich nach vorne bringen konnte.

Birelli Lagrene lud ihn nach Straßburg ein und wurde neben George Benson, den er in New York traf, ein wesentlicher Einfluss. Seine erste eigene CD “Manhattan Walls” kam sehr gut an. Es folgten Konzerte in China, Spanien, Irland und den USA.

Zurück in Deutschland arbeitet er fleißig an seiner Karriere und brachte 2004 seine zweite CD “Steppin’” heraus.

Torsten, wie bist du zu Archtop-Gitarren gekommen?

Das ist relativ einfach zu beantworten, die erste und prägende Archtop oder auch Jazzgitarren "Message" hab ich bekommen als ich mit 18 das erste mal an einem Workshop, dem "National Guitar Summer Workshop, Jazz Summit" in Connecticut, USA teilgenommen habe und danach 2 Wochen New York besucht habe. Auf diesem Workshop hatte ich Unterricht bei Jim Hall, Jack Wilkins, Howard Alden oder Peter Bernstein, die alle auf wunderschönen Archtops, Benedettos oder ähnlichem spielten, was für mich als 18 jähriger Grünschnabel aus Deutschland was ganz Neues war. Dann habe ich Dr. Frank Forte, eigentlich DER Jazzgitarren-Guru, also Liebhaber und Förderer aus der Szene, der auch für JustJazzGuitar schreibt, kennengelernt und ihn daheim besucht. Da hatte ich zum ersten mal die Möglichkeit auf unzähligen Benedettos, Buscarinos, Molls oder ähnlichen Archtops zu spielen.

Spielst du andere Gitarren?

Ich spiele seit zwei Jahren eigentlich nur noch auf Archtops, auch als Sideman; für lautere Gigs nehme ich meine Ibanez GB 200, die ist sehr feedback-resistent.

Welche Archtops und Equipment besitzt du?

Die eben erwähnte Ibanez GB 200 "Anniversary Model", welches meine erste eigentliche Archtop war, im Januar 2001. Davor habe ich lange eine Gibson ES 335 gespielt, die ich noch besitze, dann habe ich seit einem Jahr eine Keller Signature Archtop 16 Zoll, die aber erst eine vorläufige Version ist, die eigentliche Signature wird eine 18 Zoll mit sehr schönem Design, Alphonse Keller ist wirklich ein sehr begnadeter Bauer. Außer diesen habe ich des öfteren ein paar Archtops zum ausprobieren daheim, Höfners und Gibsons von Freunden, die ich auf Gigs auch mal probier, um immer offen für Neues zu sein. Die Keller ist mein Favorit für alles, was nicht zu laut wird, also besonders für kleine Club-Gigs ist sie wunderbar, fetter Ton durch den alten Kent Armstrong Pickup, aber sehr brilliant durch die roundwound Saiten und natürlich ein lauter akustischer Sound aus der Gitarre; da steh´ ich total drauf.

Für große Festivals, besonders Open Air Gigs ist die Ibanez dann gut, weil sie sich behandeln lässt wie eine E-gitarre; keine Probleme mit Feedback, aber schon den fetten Archtop-Sound. Auf der Keller spiele ich Thomastik Infeld 12er round wounds, auf der Ibanez D'Addario Chromes, also flat wounds, 13er Gauge. Ich spiele schon immer einen Roland JazzChorus, 50 Watt aus den Siebzigern. Bei größeren Gigs wiederum spiele ich gerne stereo zusammen mit einem Musicman 2x 12er Amp auch aus den Siebzigern, um den Röhrensound mit dem Transistor zu mischen.

Wie nimmst du deine Archtops für Aufnahmen im Studio ab?

Ein Mikro vor den Amp, im Studio meistens Polytone oder AER Amps für die Keller und ein Mikro vor die Gitarre für den akustischen Sound, v.a beim Comping und Rhythmus spielen sehr wichtig. Das dann so 30/70 mit dem Amp-Mikro mischen gibt meinen Lieblingssound, also für Jazzgitarre. Für einen Fusion oder Pop Sound würde ich nur den Amp. abnehmen.

Welches ist die beste Archtop, die du je in der Hand hattest?

Weiß nicht mehr genau, ich glaube es war entweder eine Gibson Citation, das war jedenfalls die Teuerste, aber die Beste war vielleicht eine von Georg Benson´s alten L5s, ich weiß nicht mehr genau, welche davon Grant Green oder Wes gehört hatte, George hatte so einige Alte bei sich stehen, aber die spielten sich wahnsinnig gut, halt jahrelang von den Meistern selbst gespielt und einfach echt Spitzengitarren. Ich würde schon gerne mal eine alte L5 oder Super V besitzen, wenn ich mal die finanziellen Mittel habe, oder vielleicht eine schöne Benedetto oder Buscarino.

Wie kam es dazu, dass du Bensons Gitarren testen konntest?

Ich habe in New York in der Band eines legendären B3 Organisten Seleno Clarke von Zeit zu Zeit ausgeholfen und dieser ist einer der ältesten Freunde von George. So kam es vor, dass bei manchen Gigs George einfach zufällig vorbeischaute, wo ich mir dann immer in die Hosen gemacht habe, und da haben wir uns kennengelernt. Dann hat mich Seleno mal zu einer von George's Barbeque-Parties zu seinem Haus in Englewood NJ mitgenommen, dort hatte ich dann die Chance, George's Gitarrenkollektion zu bewundern.

Hast du danach auch weiterhin Kontakt zu ihm gehabt?

Ja, ich bin ihm des öfteren in NY über den Weg gelaufen und habe ihn dann auch, als er hier letztes Jahr in Nürnberg gespielt hat, Backstage getroffen. Er hat mich Nachmittags eingeladen, wir haben zu Zweit gespielt und waren danach essen vor der Show. Er erzählt wirklich gerne und viel, das ist wie eine Vorlesung in "Jazz-Guitar-Geschichte".

Torsten, wenn man deinem Spiel zuhört, klingt das wie einer der Großen... dabei bist du noch nicht mal so besonders alt. Wann bist du geboren? Und ich würde gerne etwas über deine musikalische Ausbildung wissen.

Ich bin am 25.10.1980 in Düsseldorf geboren und seit 1984 in Erlangen aufgewachsen. Mit 14 Jahren habe ich erst das Gitarrespielen angefangen, vorher habe ich bescheiden Klavier gespielt. Aber eben mit 14 war ich wie so Viele auf der Heavy Metal-Welle und wollte unbedingt Gitarre spielen. Mit 16 hatte ich dann schon 6 stunden täglich geübt und eine relativ fundierte Technik aus dem Rock-Bereich, hörte Sachen wie Yngwie Malmsteen und Paul Gilbert raus. Dann stieß ich über Platten wie "Friday Night in San Francisco" mit Al DiMeola langsam so mit Ende 16 zum Jazz. Ich habe mir viel einfach nur durch das Anhören von großen Gitarristen wie George Benson, Wes oder Joe Pass draufgeschafft.

Mit 18, also 1999 war ich dann, wie oben erwähnt, das erste mal in den Staaten auf diesem Workshop mit Jim Hall uva., da habe ich auch innerhalb einer Woche unglaublich viel Theorie und Harmonielehre gelernt, die waren unglaublich gut vorbereitet und hatten ganz viele Fotokopien. Vor allem muss ich da ein paar der unbekannteren Dozenten an diesem Workshop herausheben, wie Adam Rafferty oder Barry Greene, die waren ein sehr großer Einfluss und sind jetzt immer noch gute Freunde. Diesen Workshop hab ich im Jahr drauf dann noch mal besucht, diesmal mit John Scofield u.a. und mit einem langen Aufenthalt in New York gekoppelt.

Nach dem Abi bin ich dann im August 2001 nach New York gezogen um an der New School University zu studieren. Da hatte ich dann Unterricht bei Vic Juris, Jack Wilkins und Rodney Jones. Die Zeit in NY war wirklich die beste Schule, da hatte ich die Theorie grad´ frisch gelernt und konnte in den Clubs und auf den Sessions den "waren Jazz" lernen, nämlich das Zusammenspiel mit großen Musikern; sowas lernt man nicht in der Schule.

Was man noch zur Ausbildung zählen könnte, was ich aber nicht so bezeichnen würde sind meine Besuche beim legendären Bireli Lagrene. Als ich 18 und 19 war, habe ich ihn des Öfteren in Straßburg besucht und mit ihm einfach abgehangen und gespielt. Er war wahrscheinlich DER größte Einfluss auf mich was das Gitarrespielen angeht. Ich bewundere ihn und wie er das Instrument beherrscht, seine ganze Herangehensweise an die Gitarre, "Go Bireli, your da best!" ;-).

Ja, Birelli Lagrene gehört auch mit zu meinen absoluten Favoriten; darüber hinaus ist er unglaublich vielseitig. Wie kam der Kontakt zu ihm zustande?

Ich habe ihn durch einen mittlerweile sehr guten Freund, den Pianisten Jermaine Landsberger, ebenfalls Gypsy und mittlerweile aus Nürnberg, damals auf einem gemeinsamen Konzert der beiden kennengelernt. Dann wurden wir uns vorgestellt und ich habe ihn ganz einfach mal gefragt ob ich Unterricht bei ihm haben könne. Da sagte er: "Ich gebe keinen Unterricht, komm einfach mal ein paar Tage vorbei, das ist mehr eine Lebenserfahrung". Fand ich natürlich ganz toll und nett von ihm diese Einladung.

Lass uns ein bischen über deine letzte CD -”steppin´”- reden. Da hast du mit zwei ganz unterschiedlichen, übrigends hervorragenden Rhythm-Sections gearbeitet. Was für einen Grund hatte das?

Ich habe hier in Nürnberg eine "Working Band", bestehend aus Jan Miserre, meinem besten Freund seit Teenage-Jahren, am Klavier, Marco Kühnl am Bass und Christoph Huber an den Drums. Mit der habe ich sehr viel gespielt in den letzten zwei Jahren, auch viele Funk, Fusion, Soul, Pop-Gigs, wirklich alles. Mit ihnen wollte ich eher die geraden und offenen Tunes aufnehmen. Wir sind ein eingespieltes Team und hatten auch die Tracks der CD schon vorher live gespielt.

Dann habe ich mir für die "Straighten" Jazz Tunes für meinen Geschmack die mir passensten und bekannten Musiker ausgesucht: Olaf Polziehn am Klavier ist wirklich ein wahres Wunder was geschmackvolles Begleiten, u.a. hinter Vocals und natürlich einfach super Time, Tone und Taste angeht, er ist für mich wirklich einer der großen Pianisten Europas. Dejan Terzic und Martin Gjakonowski habe ich gefragt, weil sie einfach wie eine 1 zusammenspielen, u.a. in Antonio Faraos European Trio und Beide haben auch mit Olaf gut fusioniert. So kam die Auswahl zustande.

Auf "steppin'" wird ja auch sehr deutlich, dass du nicht nur ein hervorragender Gitarrist bist. Deine Vocals befinden sich ebenfalls auf hohem Niveau. Wie bist du zum Singen gekommen?

Ich habe eigentlich immer schon parallel zum Gitarrespielen gesungen, auch in meiner ersten Teenagerband war ich gleichzeitig Sänger. Meine Eltern singen beide und haben viel Irish Folk (meine Mutter ist Irin) bei uns zu Hause im Wohnzimmer mit Freunden musiziert, da hab ich dann auch als kleines Kind schon immer mitgesungen.

Den letzten Kick hab ich dann bekommen, als ich in NY in einer Gospel-Kirche eine Festanstellung als Gitarrist in der Hausband hatte. Das waren 3 Gottesdienste die Woche mit einer Mörder-Band, bestehend aus Bass, Drums, Hammond B3, Keys und Gitarre und 4-6 Sänger, die alle wahnsinns Soul- R&B- und Gospel-Stimmen hatten. Von ihnen, u.a. Barbara Tucker, Dawn Tallmann habe ich einfach enorm viel durch zuhören und gelegentliches mitsingen in Chorsätzen gelernt. Lustig war da noch, dass der Reverend der Ex-Run DMC Frontman "Run" alias Joseph Simmons war, eine sehr prägende Erfahrung: Ein halbes Jahr lang, 3 mal die Woche manchmal als einziger Weißer unter 400 Brothers & Sisters. Außerdem muss ich sagen, dass mich natürlich Vorbilder wie Nat King Cole oder George Benson in die Richtung auch maßgeblich beeinflusst haben.

Was für Pläne hast du für die Zukunft?

Reich und berühmt werden und mit allen gut aussehenden Frauen dieser Welt zu schlafen ;-) ... im Ernst, ich denke einfach nur viele gute Gigs spielen und gute Alben produzieren. Im Bezug auf die nähere Zukunft natürlich die anstehende Monk-Competition zu gewinnen, oder zumindest ins Finale zu kommen. Weitere Pläne für dieses Jahr sind das angefangene neue Album fertigzustellen sowie ein paar andere Aufnahmen.

Was ist das mit der Competition?

Mir wurde aus Washington DC telefonisch mitgeteilt, dass ich unter die letzen 10 Semifinalisten der diesjährigen "Thelonious Monk Jazz Guitar Competition" weltweit ausgewählt wurde. Die Competition ist nur alle 10 Jahre für Gitarre, also jedes Jahr für ein anderes Instrument, näheres unter www.monkinstitute.com/index5.html.

Ist wirklich eine wahnsinns Sache, ich bin der einzige Europäer, und ich der Jury werden Leute wie Pat Metheny, John Scofield, Jim Hall und Pat Martino sitzen. Die Begleit-Band wird aus Chris Potter, Bob James, James Genus und Terry Linn Carrington bestehen, also drück´ mir die Daumen mit diesen Cats, das ich mich warm anziehe ;-)

(16.08.2005)

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