Christian Eckert

Christian Eckert
Christian Eckert
Christian Eckert Quartet "Up"

Christian Eckert gehört zu den wenigen deutschen Jazzgitarristen, die auch in den USA sehr erfolgreich sind. Seine CD “up” war in den amerikanischen Jazzcharts bis auf Platz vier geklettert und hielt sich monatelang in den Top 20!

Das Jazzmagazin "Jazzthing" wählte ihn unter die zehn talentiertesten Nachwuchsgitarristen weltweit - neben prominenten Kollegen wie beispielsweise Marc Whitfield und Peter Bernstein. Er gehört zu den Musikern, die einen lyrischen Ansatz haben, sich Zeit für einen Ton nehmem und Stimmen führen.

Christian, wie bist du überhaupt auf Archtops gekommen?

Ich habe mit 11 Jahren meine erste Gitarre von einem befreundeten Konzertgitarristen in Holland bekommen. Dann hatte ich einen jazzinteressierten Lehrer an der Musikschule, der mir Aufnahmen von Wes Montgomery gab, was dann mein erster Kontakt zu Archtops war. Natürlich hatte ich nicht genug Geld um mir Eine zu kaufen und musste so vorerst mit einem "Brett" vorlieb nehmen. Mit 16 verkaufte mir ein Freund eine deutsche Ostholz-Archtop und einen kleinen Polytone. Meine erste richtige Jazzgitarre war eine Joe Pass von Ibanez, die zwar toll aussah, aber leider nicht dementsprechend klang. Dann kam meine Scofieldphase mit einer AS-200 von Ibanez, später während meines Studiums in NY kaufte ich mir erst eine Fender D´Aquisto, dann eine Gibson ES-150. Später noch diverse Epiphones, eine Levin und eine Stromberg.

Welchen Stellenwert nehmen Archtops, gemessen an deinem gesamten öffentlichen Gitarrenspiel, ein?

Ich schätze einfach den Klang von Archtops, der sich im Laufe der Jahre verändert, wie ein guter Wein. Daher spiele ich ausschließlich Archtops. Außerdem passen sie am besten zu der Musik die ich mache.

Welche Archtops besitzt du derzeit ?

Ich bin kein großer Sammler, daher besitze ich nur drei. Besessen habe ich ca. 30 Stück, aber immer wieder verkauft, wenn ich etwas Besseres gefunden habe. Bis vor einigen Jahren hatte ich ein Endorsement bei Hoyer, von denen ich noch eine “Traditional Modell 3 Deluxe” besitze. Es ist eine blonde 17-Zoll Gitarre mit einem Kent Armstrong Pickup, die sehr schön und fett klingt. Ich glaube Thomas Launhard aus dem Taunus hat sie für Hoyer gebaut, das Holz stammt von Kollitz. Inzwischen endorse ich Höfner Gitarren, von denen ich eine “New President” in vintage besitze. Sie hat eine Schellack Politur, lässt sich sehr angenehm spielen und klingt sehr akustisch. Außerdem hat mir Höfner eine Very Thin (J. Stowell) in vintage mit zwei Floating Pickups gebaut, die einfach super klingt. Die Zusammenarbeit mit Höfner ist mir sehr wichtig, da ich bei Konzerten und Workshops immer wieder gefragt werde, welche Gitarre ich empfehlen kann. Höfner bietet sehr gute massive Instrumente zu vergleichbar günstigen Preisen an, welche in Deutschland gefertigt werden.

Wie kam es eigentlich zu dem Endorsement mit Höfner?

Zu der Zusammenarbeit mit Höfner kam es über den amerikanischen Höfner Ableger. Dort hat man John Stowell als Endorser, der beim gleichen Label CDs veröffentlicht hat wie ich. Erst später lernte ich Höfner-Deutschland kennen, welche sehr hilfreich sind.

Welche von deinen Gitarren ist dein Hauptinstrument?

Ich kann mich nur sehr schwer auf unterschiedliche Instrumente einstellen, daher spiele ich zur Zeit meist meine Höfner “Verythin” und manchmal die “New President”.

Welche Saiten spielst du darauf?

Ich spiele einen von mir zusammengestellten Satz D´Addario Chromes.

Was ist besonderes an deiner Zusammenstellung?

Ich spiele die Saitenstärke 013, 017, 026, 032, 042 und 052, was einer Mischung eines 013er oben und 012er Satzes unten entspricht. Mir waren die Archtops, die ich spielte in den Bässen immer zu fett. Dieser Satz kompensiert das Problem.

Welchen Amp bevorzugst du im Livebetrieb für deinen Archtop-Sound?

Seit der letzten Messe bin ich Endorser von Hughes&Kettner und spiele einen Statesman dual el84. Natürlich spiele ich immer noch den handverdrahteten Weber 5e3 Amp (http://www.tedweber.com/) der super klingt, davon habe ich jetzt auch die 40-Watt Version. Da diese Amps für den Zug nicht so geeignet sind, habe ich mir noch einen Kustom Tube 12a (Röhren-Vorstufe/Transistor-Endstufe) gekauft für unfassbare 69,-Euro, dies sollte eigentlich eine Notlösung sein .... jedoch klingt er toll und man kann einen kleinen Club damit beschallen.

Was ist das besondere an diesem Weber-Amp? Was bewirkt die Handverdrahtung?

Es ist einfach so, dass die alten handverdrahteten Röhrenamps oft sehr warm und durchsetzungsfähig klingen. Die Replikas sind leider sehr teuer, was bei dem Weber-Amp nicht so ist.

Wie nimmst du deine Archtops für Aufnahmen im Studio gerne ab?

Meist nehme ich den Amp ab und stelle ein Mikro vor meine rechte Hand. Dieses Setup hat mir Jim Hall verraten, der für mich den tollsten Sound hat.

Ja, Jim Hall hat wirklich einen wunderbaren Sound. Ich habe ihn zuletzt 1999 in Köln gesehen. Wie kam es zu dem Tip von Jim?

Als ich an der New School in NY war, hatte ich das große Glück von Jim Hall Combo- und Gitarrenunterricht zu bekommen. Er war nicht nur ein toller Lehrer, sondern ist ein sehr netter und humorvoller Mensch. Er benutzte im Combounterricht immer meine Gitarre, damals eine ES-150 von Gibson. Interessant war, dass er trotzdem seinen Sound hatte, was mir dann doch zeigte, dass der Sound aus den Fingern kommt. Jim Hall spielt links Legatotechnik und rechts kommt der Anschlag aus Daumen und Zeigefinger, sowie etwas Handgelenk.

Was speziell konntest du von Jim Hall dort lernen?

In der Combo gab es viele Tips zum Zusammenspiel und Blending. Im Einzelunterricht hat mich besonders sein Akkordkonzept interessiert. Ich war damals ein typischer "Griffeklopper"; er brachte mir viel über Stimmführung bei, die Effektivität von kleinen Akkorden und am faszinierendsten war für mich, dass er jede einzelne Stimme hört und versucht diese zu führen. Dies finde ich riskant und spannend, daran arbeite ich immer noch.

Die Zeiten im Ausland haben dich und dein Spiel scheinbar sehr beeinflusst. Kannst du jungen Jazzstudenten einen solchen Auslandsaufenthalt auf jeden Fall empfehlen? Hast du vielleicht Tips dafür?

Meine Auslandsaufenthalte haben mich sehr geprägt. In Holland gab es viele gute Rhythmusgruppen und die Musiker haben einfach Spaß am swingen. Auch der Bezug zur Jazzgeschichte ist ein ganz anderer, viel respektvoller. In New York war der Konkurrenzkampf viel stärker, was ich als sehr positiv empfand. Wenn man dort auf einer Session gespielt hat, wusste man danach genau was man zu üben hat. Hier in Deutschland ist alles sehr verträumt und gemütlich, außerdem denken viele, dass sie etwas Neues erfinden müssen, bevor sie eine eigene Stimme auf dem Instrument gefunden haben.

Christian, du bist einer der ganz wenigen deutschen Musiker, die es geschafft haben, in den USA-Jazz-Charts zu erscheinen. Deine CD "Up" war, soweit ich weiß, auf bis auf Platz 4 vorgerückt. Erzählst du uns ein wenig darüber?

Ich habe einfach versucht eine melodische CD aufzunehmen, die durch etwas kompliziertere aber doch eingängige Harmonien an Abwechslung gewinnt. Dieses Konzept hat wohl den Nerv der Hörer getroffen, was mich natürlich sehr freut. Wichtig war natürlich auch die Plattenfirma, die gut gearbeitet hat. Ich versuche jedoch nicht stehen zu bleiben und verändere daher meine Konzepte. Zur Zeit produziere ich eine CD, bei der ich versuche elektronische und akustische Musik zu kombinieren. Die Aufnahmen werden im Frühjahr bei Phazzadelic erscheinen.

Das gehört natürlich alles zusammen. Trotzdem ist es sehr bemerkenswert, vor allem, da du ja auf "Up" nur mit deutschen Musikern gearbeitet hast, keine US-Cracks. Außerdem wurdest du vor einigen Jahren von "Jazzthing" unter die zehn talentiertesten Nachwuchsgitarristen gewählt. Du warst da in bester Gesellschaft mit Marc Whitfield und Peter Bernstein. Es geht also steil bergauf mit dir?

Das will ich selbst nicht beurteilen, ich bin einfach froh, wenn ich viel live spiele, da mir dies unheimlich viel Freude bereitet.

Wenn ich deine CDs höre, habe ich den starken Eindruck, dass du in deinem Spiel nicht "Lines" spielst, die du reproduzierst, sondern dass du während des Spiels "Formulierungen" suchst und findest. Stimmt das?

Es freut mich, dass du mein Spiel so wahrnimmst. In der Tat versuche ich etwas zu erzählen. Es gibt einfach verschiedene Konzepte. Ich selbst zähle mich eher nicht zu den BeBop-Gitarristen. In den letzten Jahren versuche ich mein Singelnotespiel mehr mit Chords zu kombinieren, daher werde ich auch in der nächsten Zeit eine weitere CD mit meinem neuen akustischen Trio mit Axel Pape (dr) und Matthias Novak (b) aufnehmen.

Du bist auch als Vorsitzender der IG-Jazz Rhein Neckar tätig. Wie kam es zu dieser Position und was verbindest du damit?

Als ich nach Deutschland zurückkam suchte ich Kontakt zu anderen Musikern, außerdem waren dort schon Kollegen aktiv, die ich aus meiner Zeit in Holland kannte. Inzwischen organisiere ich jeden Montag eine Session in der “Alten Feuerwache” in Mannheim sowie die “Jazztage Mannheim”. Es ist wichtig, solche Vereine zu unterstützen, da sie Spielmöglichkeiten für viele Musiker bieten.

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