Andreas Dombert

Andreas Dombert
Domberts's Urban Jazz "Chameleon"
Kargerer / Morello / Dombert

Andreas Dombert ist einer der vielen jungen Talente, mit denen die deutsche Archtop-Szene gesegnet ist. Trotz seiner jungen Jahre zeigt er ein besonders beeindruckendes und reifes Spiel. Konzerte/Aufnahmen mit Helmut Kagerer, Paulo Morello, Peter O’Mara, Larry Coryell und Philip Catherine sprechen da absolut für sich und bedarfen keiner weiteren Erläuterung.

Andreas, erzähl uns doch bitte etwas über Deine musikalischen Wurzeln.

Sehr gerne. Eigentlich bin ich mit zwei Instrumenten aufgewachsen. Mit sieben Jahren habe ich angefangen klassisches Klavier zu lernen, mit ungefähr zehn Jahren begann ich das Gitarre spielen - alles ausser Klassik. Während ich am Klavier durchgehend guten Unterricht hatte, lernte ich Gitarre autodidaktisch.

So mit dreizehn probte ich mehrere Tage in der Woche mit eigenen Bands. Musikalisch war das ein Gemisch aus Funk, Rock, Pop, etc... Jazz entdeckte ich für mich erst sehr viel später.

Mein Abi habe ich noch mit klassischem Klavier gemacht (Leistungskurs Musik), danach habe ich mich aber endgültig für die Gitarre entschieden. Zu dieser Zeit war ich glaube ich ein "Funker" und dachte mir: wenn ich Jazz studiere - was ja die komplexeste Form der Musik ist - kann ich ein super Funk-Gitarrist werden. Als ich dann aber Helmut Kagerer und Paulo Morello an der Hochschule für Musik Nürnberg kennenlernte, kam alles anders (grinst).

Kannst Du Dich noch an Deine erste Begegnung mit Helmut Kagerer erinnern?

Ja. Meine erste bewusste Begegnung mit Helmut war auf einem Konzert im Leeren Beutel. Er spielte damals, glaube ich, mit Matthias Bätzel und Michael Keul. Da hatte ich die Aufnahmeprüfung in Nürnberg bereits bestanden und vor dem Konzert ging ich hin und stellte mich als neuer Schüler vor. Obwohl ich damals ja kein besonderer Jazzfan war, hat mir der Sound und die Art und Weise wie Helmut Gitarre spielte sehr imponiert."

Wann und wie hat Dich dann der Jazz gepackt? Du zählst ja zu den talentiertesten jungen Jazzgitarristen in good old Germany.

Danke schön. Zugang zum Jazz fand ich dann einfach durch die intensive Beschäftigung mit Jazz an der Hochschule. Wobei mir dort ein Lehrer mal nahelegte, die Hochschule zu verlassen, da mir die Red Hot Chili Peppers besser gefielen, als zum Beispiel eine Platte von Miles Davis. :-) Ein weiterer Einfluss war sicherlich auch Pat Metheny und seine Group. Seine motivischen Lines und die klare Struktur in den Kompositionen haben mir von Anfang an irgendwie gefallen. Ich denke, das hört man auch ein kleines bisschen auf meiner gerade veröffentlichten Platte "chameleon" - nur im Elektronik-Kontext.

Oh, ich finde, dass man das im allgemeinen bei Deinem Spiel bemerkt, habe Dich ja mittlerweile oft genug gehört. Da ist immer ein bisschen “Metheny”, aber niemals so, dass es aufdringlich oder kopistisch klingen würde. Es ist auch in Deinen Kompositionen enthalten dieses Element.

Auf Deine neue CD möchte ich im einzelnen noch später konkreter eingehen, jetzt interessiert mich gerade der Bezug Deiner stilistischen Vielfalt zu Deinen früheren musikalischen Vorlieben. Du sprachest von den Chilli Peppers, Funk, Rock, Pop... etc. Heute bist Du nicht nur ein eingefeischter Jazzer, der sich im Kontext von himmlisch guten Gitarristen wie Kagerer, Morello,, O’Mara zu Hause fühlt, auch der moderne Jazz, siehe Deine neue CD, liegt Dir nahe. Nicht zuletzt bist Du ja auch der Gitarrist in der Band von Claudia Koreck, übrigens eine ausgesprochen versierte Gitarrenarbeit, die Du da ablieferst.

Diese unterschiedlichen musikalischen Kontexte machten und machen mir einfach Spass. Ich war noch nie auf einen bestimmten Stil festgelegt und werde es wahrscheinlich auch nie sein. Das Kriterium für mich ist "gute" Musik zu machen. Oder besser gesagt: Musik, die mir gefällt ("gut" ist ja extrem relativ). Egal ob Claudia Koreck, Night of Jazz Guitars, Panzerballett, Georg Ringsgwandl (ich durfte auf seiner neuen Platte mitspielen), etc. ... - ich konnte in allen Bands was lernen und mich weiterentwickeln. Und darum geht es glaube ich auch.

Beim Stichwort “weiterentwickeln” möchte ich nun den Bogen zu Deiner neuen CD schlagen: Dombert’s Urban Jazz, die den Titel “Chameleon” trägt. Das ist eine sehr spannende Musik. Du wirst im Booklet selbst zitiert und Du erklärst dort, dass Deine eigene Musik so klingen würde wie diese CD. Dieses “chameleon-artige” passt ganz gut zu Deiner letzten Antwort. Wie würdest Du in eigenen Worten diese Musik beschreiben?

Die eine Ursprungsidee zu dieser CD liegt ungefähr vier Jahre zurück. Damals fragte mich meine jetzige Frau, wie denn eigentlich meine eigene Musik klingen würde. Bis dahin war ich immer nur mehr oder weniger als Sideman engagiert. Diese Frage hat mich angestachelt.

Zweitens habe ich mir nach zwei Touren mit Helmut Kagerer im Gitarrenduo selbst die Frage gestellt, wohin ich mit der Musik will. Und da war eigentlich klar, dass ich musikalisch ja ganz anders als Helmut aufgewachsen bin. Und somit war auch klar, dass ich einen anderen Weg einschlagen möchte, als der "klassische" Jazzmusiker. Und jetzt zur Frage: Electro-Jazz. :-) Oder anders: Die Verbindung von klassischen Jazzinstrumenten und improvisierter Elektronik.

Ich muss zugeben, dass ich mich erst einmal ein bisschen einhören musste anfangs. Aber Du liest ja in der CD-Besprechung (hier) wie die Musik letztendlich bei mir angekommen ist. Kommt die Musik live auch so rüber? Gibt es ezwas auf Youtube?

Ja, so geht es glaube ich einigen mit dieser CD. Das ist nicht unbedingt Musik, die man sich nebenbei gut anhören kann. Dafür wird man hoffentlich beim "Zuhören" belohnt. Live spielen wir nächstes Jahr ein paar Gigs mit Christian Diener (b) und Matthias Meusel (dr). Und da ja jeder - inclusive Peter mit Sampler und Synthesizer - improvisiert, ist jeder Abend auch etwas anderes, vielleicht noch etwas intensiver als auf der CD. Auf unserer Homepage www.dombertsurbanjazz.de kann man sich übrigens über Videos, Musik, Kritiken, etc. informieren.

Ich hoffe, es passt zeitlich bei mir, ich würde es sehr gerne live anhören. Gibt es weitere Pläne bei Dir? Was liegt noch an? Ich habe was über eine CD mit Larry Coryell munkeln hören?

Ja, das stimmt. Helmut Kagerer, Paulo Morello und ich haben im Oktober eine Gitarrenquartettplatte mit Larry Coryell aufgenommen. Die wird voraussichtlich im Mai bei In and Out - Records erscheinen. Das war eine sehr beeindruckende Erfahrung für mich. Übrigens, falls uns jemand live hören will ... wir spielen am 24. März beim Jazzfestival in Burghausen; und als Gast ist auch noch Philip Catherine dabei.

Außerdem gibt es einen Rundfunkmitschnitt am 27. März mit Urban Jazz - ebenfalls in Burghausen. Da bereite ich gerade mit Peter einige neue Songs vor ... aufregende Zeiten :-)

Verstehe ich das richtig, dass Larry Coryell UND Philip Catherine dabei sein werden am 24.03.?

ja, ziemlich krasses setup, oder?

Allerdings, da bin ich ja gespannt... vielen Dank für das angenehme Gespräch.

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