Thomas Brendgens-Mönkemeyer

Thomas Brendgens-Mönkemeyer
Brendgens-Mönkemeyer und Jean-Louis Rassinfosse
Brendgens-Mönkemeyer und John Stowell
Thomas Brendgens-Mönkemeyer "Beauty"

Thomas Brendgens-Mönkemeyer gehört zu den vielseitigen Könnern an der Gitarre. Archtop und Konzertgitarre liegen ihm gleichermaßen. Eigenwillig sind sowohl sein Spiel als auch seine Kompositionen und Interpretationen. Gerade im norddeutschen Raum hat er einen gleichermaßen hervorragenden Ruf als Musiker und Lehrer.

Sein Spiel zeugt von stilistischer Vielfalt: Jazz, Blues, Avangarde, Klassik... vermischt zu seiner eigenen musikalischen Sprache.

Wenn er nicht Solo konzertiert, zeigt Thomas eine Vorliebe für kleine Besetzungen, gerade aktuell die Duos mit Jean-Louis Rassinfosse und John Stowell.

Wie bist du überhaupt auf Archtops gekommen?

Ich kenne den Instrumententyp seit ich mit dem Gitarrespielen begann, und das ist sehr lange her. Da hingen in einem Musikgeschäft , das den Namen auch verdiente, zwei blonde Guild Archtops, ähnlich der ES175 und der L5 von Gibson. Die '175' hieß Capri und wenn mein Geld irgendwie hätte ausreichen können... Aber ich musste meiner Stratocaster einen Koffer kaufen, da war ich schon wieder blank. Großer tiefer Korpus und vielseitiger Sound, die dicken Saiten gaben ein tolles Gefühl für die Hände. Die Fragen für die Bühne wie Rückkopplung etc. kannte ich natürlich nicht; im Laden spielt man eben leise. Diese Affinität ist immer geblieben, auch wenn ich viele Jahre keine solche Gitarre besaß. Eine besondere Faszination nahm der " Berlin Jazzguitar Workshop" von 1967 ein: ein Konzert, eine Fernsehübertragung (die ich gesehen habe) und eine Platte bei MPS, erschienen mit Barney Kessel, Jim Hall, Baden Powell etc. die Platte ist bei Vinylhändlern zu haben. Wer sie hat, gibt sie NIE wieder her! Ansonsten schlage ich vor, WahWah Watson bei " My Papa Was A Rolling Stone!" zu hören , er spielt WahWah und auch die fantastischen Blueslicks dieser Aufnahme auf einer L5 CES mit dünnen Saiten, Sound Pur!

Ja, ich glaube, das haben wir alle gut im Ohr, es klingt einfach unglaublich, ich habe früher immer die Plattennadel zurückgesetzt, um das Intro noch einmal zu hören. Interessanterweise spielt David Plate auf seiner letzten CD ähnliches... Aber wie sieht es mit deinen Saiten aus, welche Saiten bevorzugst du?

Mit Saiten bin ich pingelig: Flatwoundsaiten liegen mir einfach nicht. Hin und wieder ziehe ich sie mal auf, für den stimmungsvollen Nachmittag, aber eigentlich ......liebe ich roundwound Saiten (Nickel und Bronze)....... Ich habe ein Endorsement mit John Pearse, die Saiten haben was Besonderes. Sie sind sehr stimmstabil, trotz Witterung und Handschweiß, die Brillianz ist mittel aber deutlich und lange gleichbleibend; und die Saiten haben sehr viel Power!

Wie kam es zu dem Endorsement mit John Pearse?

John Pearse und seinen kleinen Saitenbetrieb habe ich über Woody Mann kennengelernt; Woody hat mich den Leuten vorgestellt und dann war es sehr einfach, zur Sache zu reden. Es werden CDs getauscht, man spricht über Instrumente, usw.

Womit wir beim Thema “Instrumente” wären. Welche Archtops besitzt du?

Das ist schnell beantwortet: Eine L7C (Gibson) mit einem floating Pickup und eine Heritage EAGLE, ganz aus Mahagoni, auch mit floating pickup. Ich spiele sie wechselnd ohne besondere Konzepte, also nach Tagesform und Spaß; sie klingen nicht gleich, aber so kompatibel, dass beide einsetzbar sind. Die Eagle hat etwas weniger Bass , die Gibson ist akustisch lauter, wäre also für den Traditionssound in der BigBand besser, aber die Eagle trägt sehr gut. Es käme auf den Versuch an, etc. Sie fühlen sich für beide Hände eben sehr unterschiedlich an.

Weißt du noch welches die beste Archtop war, die du in der Hand hattest?

Das kann ich nicht beantworten, viele gute Gitarren, also auch die Archtops, haben einen Charakter und daran meckert man nicht herum. Ein Instrument, das mich alle anderen vergessen lässt, habe ich noch nicht gespielt. Allerdings beeindruckt haben mich folgende akustische Instrumente: Gibson Super 400, Johnny Smith, Guild Artist Award, Stefan Sonntag Augusta J17H und seine D'Angelico Kopien! Die Monteleone Gitarre von Mitch Seidman, Stromberg Super ? aus den 40ern, Epiphones aus den 40ern und besonders meine zwei Schätzchen.

Ich hatte dich fälschlicherweise als "Sonntag-Spieler" in Erinnerung, wohl deshalb, weil ich dich mit Sonntag-Gitarren irgendwo gesehen habe. Du spielst auch auf einer seiner CDs mit. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Stefan Sonntag und worin besteht sie?

Stefan Sonntag habe ich auf dem Internationalen Jazzguitarmeeting in Spiesen kennengelernt. Die Veranstaltung initiierte Heiner Franz , inkl. Notenstand und Instrumentenbauern, da stand auch der Stefan. Man lernte sich langsam kennen, und fachsimpelte VIEL herum. Bald war mir klar, dass Stefan etwas Besonderes sein muss, er macht Alles selbst, was an Holzarbeiten zu tun ist, kein Helfer, Lehrlinge etc. und hat ein - so weit man überhaupt über Klang sprechen kann - ähnliches Soundideal wie ich. Also lag es nahe, unsere Bemühungen zu verbinden: auf der internationalen Musikmesse in Frankfurt spiele ich auf Bühnen wie Acoustic Village meine Musik auf seinen Instrumenten. Ich bin von daher ein "Sonntag Spieler", aber Instrumente kaufen konnte ich leider noch nicht. Auf seiner zweiten Demo-CD habe ich in der Weise mitgewirkt, dass Stefan mir das Instrument geschickt hat, ich bin hier ins Studio und habe eine ganze Reihe von neuen Stücken aufgenommen und dieses für die CD mit der Gitarre zurückgeschickt. Wenn ich also meine nächste Solo CD herausbringen kann, sind auch Aufnahmen aus dieser Session dabei; z.T. Blues z.T. modern Jazz.

Apropos CDs: Ich weiß, dass du zur Zeit zwei Werke fertiggestellt hast, die aber noch nicht erschienen sind. Was erwartet uns da?

Die zwei CDs, die ich zur Zeit veröffentlichen will , sind Duo Aufnahmen, erstens mit dem Kontrabassisten Jean-Louis Rassinfosse aus Brüssel, ein erstklassiger Spieler, der mit internationalen Leuten spielt. Zweitens eine CD mit John Stowell aus den USA, einem modern spielenden Gitarristen mit einem sehr markanten Personalstil, dabei leise und charmant. Wir haben die zwölf Titel in sieben Stunden eingespielt, am Ende einer intensiven Woche des Konzertierens und Probens. Beide klingen m.E. toll.

Bei den Aufnahmen mit John Stowell war in einem geschlossenen Nebenraum ein Polytone angeschlossen. Direkt vor der Gitarre Neumannmikros, einmal mit großer Membran - U87- und einmal mit kleiner Membran. Hinterher am Pult entstehen je nach Komposition unterschiedliche Mischungen, oft auch ganz akustisch, nur U87!

Spielst du den Polytone auch live?

Ja, heutzutage spiele ich wieder Polytone, klein, aber gerne auch mit 15 Zoll Speaker, ansonsten Fender Twin. Wenn ich keine Verstärker mitbringen muss, da ein P.A. vorhanden ist, benutze ich den Jerry Donahue Preamp von Award Session aus England, in der neuen Version ein echter Knaller und völlig analoge Technik! Ganz einfach zu bedienen, sehr gute Speaker Simulation, und geräuschfrei und... wer da was wissen möchte, kann mich anmailen.

Trotz des Polytones und des Twins bist aber doch eher ein “akustisch” orientierter Spieler, oder?

Meine Begeisterung für Musik im Allgemeinen und auch für die Gitarre konzentriert sich immer eindeutiger auf unelektrische d.h. sogenannte “Akustiksounds”. Auf meinen Konzerten und auch auf den Aufnahmen sind die Instrumente “unelektrisch” zu hören, auch wenn am Mischpult mal ein bisschen Pickup hinzugefügt wird. Für mich sind authentische akustische Gitarrenklänge, besonders von Archtopgitarren mit ihrem speziellen sperrigen und etwas rauhen Ton sehr modern! Alles klingt durch diesen schwer kontrollierbaren Sound für mich frisch und hip! Ist halt meine Meinung, daher auch meine Instrumente mit floating Pickups. Mit Piezos bin ich eher zurückhaltend. So wie meine Gitarren klingen , ist meine Verstärkermethode durchaus angemessen.

Du bist ja nicht nur als “Archtop-Spieler” bekannt, sondern genießt auch einen hervorragenden Ruf auf der Konzertgitarre. Gibt es einen bestimmten Stellenwert der Archtop in deinem Spiel?

Ich spiele live meist eigene Konzerte , solo oder mit Freunden wie John Stowell, Woody Mann oder auch Heiner Franz natürlich. Da setze ich immer Archtop oder Konzertgitarre, unplugged und auch mit Pickups ein. Früher oder vielleicht später einmal - das ist situationsabhängig - kommt wieder meine Strat dran. Die kann auch den Jazzsound sehr gut und dazu alles Andere! Das Spielgefühl ist eben anders und verändert auch meine Musik.

Beim Stichwort Heiner Franz fällt mir deine sehr schöne CD "Beauty" ein, die du auf seinem Jardis-Label veröffentlicht hast, ein eben auch rein akustisches Solo-Werk, wenn man von den drei Overdubs mal absieht. Wie bist du auf Heiner Franz gestoßen?

Ganz einfach , Heiner ist schon lange präsent; Jardis kennen viele Leute. Vor ca. zehn Jahren war ich noch bei den Zevener Gitarrentagen beteiligt und habe das Duo Heiner Franz und Doug Raney eingeladen. Dann haben wir uns besucht, zusammen Konzerte gespielt, er hat mir seine selbstgebauten Gitarren gezeigt, (Archtops!) Schließlich habe ich auf einem der o.g. Festivals gespielt, habe über andere Jahrgänge des Festivals geschrieben (Just Jazz Guitar und Akustik-Gitarre), usw. ein lieber Freund!

Wie sieht es aus mit deinen musikalischen Wurzeln und Einflüssen?

Auf meiner Homepage steht ein wenig zu meinen Wurzeln. Ich möchte das hier nicht alles wiederholen. Wer sich dafür interessiert, ist herzlich eingeladen, dort nachzuschauen. Aber Einflüsse sind auch viele interessante Musikerlebnisse von Blues über Swing (besonders Duke Ellington!!), Wayne Shorter, viele Varianten der Improvisation, z.B.: Avantgarde/"Kunstmusik", Indien mit Modi und ungeraden Metren, der unübertroffene J.S. Bach und die Musik Spaniens um 1550 etc...

Als Gitarrist gibt es für mich eine Art Jazz-Bermuda-Dreieck: Joe Pass, Jim Hall, Ralph Towner. Dann Julian Bream und Blind Blake, Lonnie Johnson, Eric Clapton ( Frühe Aufnahmen) Hendrix, Ed Bickert, Wes Montgomery, Lenny Breau, Big Bill Broonzy, Elmore James, Eric Johnson, Otis Rush und der B.B. King der sechziger Jahre. ( So geht das immer weiter...........................)

(04.09.2005)

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