Peter Autschbach

Peter Autschbach
Autschbach & Pete Townshend
Peter Autschabch "Pass it on"
Autschabch & Barabra Dennerlein

Peter Autschbach gehört mit zur ersten Garde deutscher Gitarristen. Ob Fusion-Jazz mit seiner Band, Tommy-Musical oder eben auch Mainstream-Jazz a´la Joe Pass, er zeigt immer Stilsicherheit und exzellenten Sound. Peter genoss Einzelunterricht bei Joe Pass, was ihn sehr prägte. Als Folge dieses Einflusses hat Peter nicht nur ein ausgesprochen geschmackvolles Spiel, es entstanden auch eine “Joe Pass Tribute Webpage” und eine sehr schöne CD-Einspielung “pass it on”.

Auch als Gitarrenlehrer ist Peter “on the top”, schreibt Kolumnen für “Akustik-Gitarre” und gibt Workshops.

Wie bist du überhaupt auf Archtops gekommen?

Mit 20 hatte ich mal eine Gibson ES335, die hatte ich damals gekauft,
 weil ich Jazz spielen wollte. Der Sound war aber nicht der, den ich wollte. Mein Ideal war ein Ton, wie ihn z.B. George Benson auf Jimmy Smith’s
 Album “Off the Top” hat. Die ES hatte dafür einfach zu viel Sustain. Damals hatte ich noch nie eine “dicke” Gibson in der Hand gehalten, das passierte zum ersten Mal während meines Jazz-Studiums in Köln. Der Gitarrendozent (Eddy Marron) hat eine wunderschöne “Johnny Smith” von Gibson, die klingt wirklich fantastisch. Der Sound hat mich derart überzeugt, dass ich begann, mich ernsthaft nach einer Archtop umzusehen. Ich habe mir dann auf Verdacht eine Ibanez “Joe Pass” bestellt. Damit war ich aber sehr unzufrieden. Die Ibanez, die Joe Pass selbst gespielt hat, war hervorragend (ich habe das Instrument bei ihm zu Hause selbst anspielen können), kein Vergleich mit den Serien-Modellen. Also musste eine “dicke” Gibson her. So fing ich an, für eine L5 zu sparen...

Welchen Stellenwert nehmen Archtops, gemessen an deinem gesamten öffentlichen Gitarrenspiel, ein?

Im letzten Jahr habe ich mehr Archtop als E-Gitarre gespielt. Das liegt zum einen an der Veröffentlichung meiner CD “Pass it on”, die auch live ausschließlich mit meiner L5 umgesetzt wird, und zum anderen daran, dass der Dirigent der Dortmunder Philharmoniker, Ralf Lange, dermaßen auf den Sound dieser Gitarre steht, dass er jede Möglichkeit nutzt, mich damit einzusetzen.

Was für ein Projekt machst du mit Ralf Lange?

Mit den Dortmunder Philharmonikern spiele ich zur Zeit "La Cage aux Folles" (Ein Käfig voller Narren). Der Gitarren-Part besteht hauptsächlich aus Swing-Begleitung im Freddie-Greene Style.

Welche Archtops besitzt du?

Nur eine, eine Gibson L5 mit florentinischem (spitzem) Cutaway, wie sie Wes Montgomery gespielt hat. Baujahr 1964. Die habe ich 1986 einem Gitarren-Sammler aus Berlin abgekauft. Da ich die Reise nach Berlin scheute, um eine Gitarre zu testen, die mir evtl. nicht gefällt, habe ich mich mit dem Sammler auf der Autobahn getroffen, als der in Urlaub in die Niederlande fuhr. Ich habe einen kleinen Verstärker mitgenommen, um dann auf dem Autobahn-Rasthof festzustellen, dass die beste Gitarre nicht über einen Verstärker klingt, wenn keine Steckdose in der Nähe ist. Die einzige Steckdose war auf der Toilette, also habe ich die Leute beim Pinkeln mit Musik von Joe Pass unterhalten. Die Gitarre hat mich umgehauen, darauf war ich sofort zu Hause, und die gebe ich nicht mehr her.

Welche Saiten spielst du darauf?

Dr. Thomastik Roundwound, in der recht dünnen 10er Bespannung. Habe dickere Saiten probiert, das ist auf dieser Gitarre einfach nur mehr Arbeit ohne hörbaren Klang-Gewinn.

Welchen Amp bevorzugst du im Livebetrieb für deinen L5-Sound?

Wenn’s lauter sein soll, einen Fender Röhrenamp (egal welcher), im kammermusikalischen Kontext den AER Acousticube.

Wie nimmst du deine L5 für Aufnahmen im Studio gerne ab?

Direkt ins Pult, EQ flat, das war’s.

Welches ist die beste Archtop, die du je in der Hand hattest?

Der Ibanez-Prototyp, den Joe Pass spielte. Ich habe seine Frau gefragt, was aus der Gitarre geworden ist, leider wurde sie von Joe’s Bruder verkauft...

Welche Archtop würdest du gerne einmal spielen?

Eine L5 mit breiterem Griffbrett als meine. Das ist das einzige, was mich an meiner Gitarre stört: Ich muss die Fingernägel der linken Hand sehr kurz halten, sonst dämpfe ich ständig ungewollt Saiten.

Du bist bekannt als vielseitiger und kreativer Gitarrist: Fusion, die Tommy-Tour, Steely Dan Musik und eben auch Jazz. Wie bist du speziell zum Jazz gekommen?

Mit 18 war ich ein recht virtuoser Fingerpicker. Kolbe-Illenberger, Dadi, das ganze Programm. Ein Kollege von mir, Werner Hucks, hatte sich ein Stück von Joe Pass rausgehört. Als er mir das vorspielte, habe ich gestaunt: Da war nicht ein einiger Griff, der mir bekannt vorkam. Und die Musik klang total anders, interessant, faszinierend. Da hat’s “Klick” gemacht. Werner wollte mir jedoch das Stück nicht zeigen. Es sei zu viel Arbeit gewesen, das zu transkribieren, ich solle mir das selbst heraushören. Heute bin ich Werner dankbar dafür, denn das begründete meine intensive Beschäftigung mit Jazz und den Start eines ganzen Berges eigener Transkriptionen. Dabei habe ich mein Gehör sehr gut entwickeln können, heute höre ich mühelos Dinge heraus, für die ich am Anfang Tage gebraucht hätte. Das ist für eine gute Interaktion innerhalb einer Band unerlässlich.

Joe Pass zieht sich bei dir wie ein roter Faden durch dein Jazz-Spiel. Du hast ihn ja gut gekannt. Erzählst du uns davon?

Als ich 1988 (etwa in der Mitte meines Jazz-Studiums an der Musikhochschule in Köln) erfuhr, dass Joe Pass für seine Europa-Auftritte ein holländisches Management beauftragte, rief ich dort an, um evtl. eine Telefon-Nummer meines damaligen Gitarren-Helden zu erfahren. Statt dessen erhielt ich eine Adresse einer Freundin von Joe, die in Hamburg lebt und die er damals ab und zu besuchte. Diese Dame namens Ellen Lüders wurde später seine Ehefrau. Ich sendete eine Kassette mit Aufnahmen von mir und der Bitte um Privat-Unterricht an diese Adresse. Um sicher zu gehen, dass Joe wenig Arbeit beim Antworten hat, legte ich einen an mich adressierten und frankierten Rückumschlag bei. Zwei Wochen später hatte ich genau diesen Umschlag im Briefkasten. Ich sagte zu meinen Band-Kollegen, mit denen ich gerade probte: "Da ist Post von Joe Pass". Die lachten und glaubten mir kein Wort, aber - in der Tat - Joe hatte mir einen Brief geschrieben, in dem u.a. der sehr erfreuliche Satz "I think you don't need lessons" zu lesen war. Den ganzen Brief kann man auf meiner Joe-Pass-Tribute-Page www.joepass.de lesen.

Joe hatte seine Telefonnummer in Hamburg angegeben und Sekunden später hatte ich ihn am Apparat. Er lobte mich sehr und wollte mich kennenlernen. Den Privatunterricht vergütete ich ihm jeweils mit einer Kiste seiner Lieblings-Zigarren. Wir trafen uns mehrmals in Ellen's Wohnung in Hamburg. Er war ein fantastischer Lehrer. Er ließ mich über bestimmte Akkordverbindungen improvisieren. An den Stellen, wo er hörte, dass ich ins Stocken geriet oder ihm eine bessere Lösung einfiel, sagte er "Stop" und zeigte mir das, was er in dieser Situation gemacht hätte. Und das klang nicht nur besser, sondern war in der Regel auch einfacher. "The notes are right under your fingers, so keep it simple" war seine Devise.

Das war genau das, was ich brauchte, denn er half mir genau da auf die Beine, wo ich gestolpert war. Er erlaubte mir, während unseren Treffen Aufnahmen zu machen. Dabei entstanden eine Menge für mich unersetzliche Dokumente. Im Jahr 2004 (Joe's 75. Geburtsjahr - und 10. Todestag) nahm ich ihm zu Ehren meine CD "Pass it on - A tribute to Joe Pass" auf. Dieses Projekt und dessen Live-Präsentation wurde und wird von Ellen Lüders-Pass nach Kräften unterstützt. Sie hat die Wohnung in Hamburg noch, aber sie lebt jetzt die meiste Zeit in Paris. Ellen hat die blauesten Augen der Welt und wenn man sie kennenlernt, bekommt man eine Ahnung, was sie Joe bedeutet haben muss. Das, was ich von Joe gelernt habe, versuche ich auch an meine Schüler weiterzugeben ("pass it on"). Die lernen jetzt von mir "how to keep it simple". Im Mainstream-Jazz (vor allem im Bereich Solo-Gitarre) war Joe der unangefochtene Meister und ich bin sehr glücklich, dass ich von ihm aus erster Hand lernen durfte.

Ja, du bist ja auch als Gitarrenlehrer sehr bekannt und genießt auch in dieser Hinsicht einen hervorragenden Ruf. Wie viele Unterrichtsaktivitäten hast du?

Ich gebe an zwei Nachmittagen in der Woche Unterricht an den Musikschulen in Siegen und Lennestadt. Darüber hinaus werde ich immer öfter für Workshops gebucht, was mich sehr freut, denn das ist eine Tätigkeit, die mich sehr ausfüllt. Die Reaktionen der Teilnehmer sorgen dafür, dass ich nach einem Workshop einige Wochen lang sehr glücklich bin. Ich denke, dieses Feld meiner Arbeit werde ich noch weiter ausbauen. Ich fange auch gerade an, meine Fühler nach einer Lehrtätigkeit an einer Musikhochschule auszustrecken. Ich habe mal fünf Tage die Woche unterrichtet, das war mehr als eine volle Stelle an der Musikschule. Das möchte ich auf keinen Fall wieder machen, denn in der Zeit habe ich meinen Hunger auf Musik verloren und ich war extrem unflexibel, was Konzerte und Tourneen angeht. Nachdem ich auf zwei Tage zurückgeschraubt hatte, kam zum Glück der Hunger wieder. Der schwankt ja sowieso saisonal. Jetzt, nach der sechsmonatigen Tommy-Tour, während der ich jeden Tag unterwegs war, galt mein Interesse für einige Wochen anderen Sachen als Musik. Ich konnte mich endlich wieder gebührend um meine Familie kümmern. Das genieße ich dann umso mehr.

Du sprachst vorhin über deine CD "Pass it on"; die ist wirklich ein Ohrenschmaus und man hört sehr deutlich die Schule von Joe Pass, aber auch viel Peter Autschbach. Planst du mehr davon zu produzieren? Wird es weitere Konzerte in dieser Besetzung geben?

Solange die Veranstalter uns buchen, wird es auch Konzerte geben. Ich habe aber vor, eine neue CD aufzunehmen, mit neuer Band-Besetzung und neuer Musik. Joe Pass Tribute-Konzerte sind eine feine Sache, gerade weil ich mir dabei die Freiheit nehmen kann, es auf meine Weise zu tun. Aber mit komplett eigenem Programm aufzutreten ist noch etwas ganz anderes und darauf werde ich mich in Zukunft wieder konzentrieren. Das heißt aber nicht, dass ich die dicke Jazz-Gitarre an den Nagel hänge...

Eine andere CD von dir, die ebenfalls recht jazzig ist, ist Feelin' Dunk" featuring Barbara Dennerlein. Das ist ein sehr interessantes Werk, da sie dich in dieser besonderen Besetzung mit Orgel zeigt. Allerdings hast du die Zusammenarbeit von Orgel und Gitarre für diese CD ganz schön "entstaubt".
Wie kam es zu dieser CD?

Der Saxophonist Gunter Hampel schickte mir vor vier Jahen einen “Newsletter”, der ging außer mir an ca. 200 andere Jazzmusiker. Gunter hatte die Adressen nicht als Bcc-Copy markiert, so waren sie für mich sichtbar. Als ich Barbara Dennerleins Adresse sah, fiel mir ein, wie gut sie mir als Organistin gefällt. Also schrieb ich sie an, mit der Frage, ob sie sich mal eine CD von mir anhören würde. Die gefiel ihr offensichtlich sehr gut, denn darauf folgte eine Einladung zum gemeinsamen Jammen in ihrem Probenkeller in München. Das hat uns beiden Spaß gemacht. So lag der Gedanke nahe, sie für eine CD und einige gemeinsame Konzerte als Gast zu engagieren. Wir haben das komplette Album in zehn Stunden eingespielt. Barbara war super-professionell, makellos vorbereitet und man konnte alles, was sie an dem Tag zusammen mit uns aufgenommen hat, 1 zu 1 auf dem Band lassen. Ich bin sehr stolz auf diese CD, denn alle Stücke, die ich für diese Session komponiert habe, waren ein Volltreffer. “Feelin’ Dunk” zeigt Barbara in Top-Form, nicht nur meiner Meinung nach in noch besserer, als auf ihren eigenen Aufnahmen. Das schrieben auch fast alle Kritiker. Es ist ein schönes Stück Musik geworden und ich bin absolut begeistert von Reinhard Kobialkas Abmischung in seinem “Topaz”-Studio in Köln. Ich werde dieses Jahr wieder dort aufnehmen.
 

Was nimmst du dort auf?

Eine neue CD mit “Terminal A”, das ist der neue Name für meine Band. Mein Flughafen, auf dem ich plane, gemeinsam mit drei gleichberechtigten Mitstreitern abzuheben. A wie Autschbach oder meine erste Wahl, wenn es um Musik geht. Wir spielen in neuer Besetzung: Eddy Teger (Wahl-Kölner, gebürtig aus Bukarest) an den Keyboards, Jürgen Knautz aus Münster am Bass und Marco Bussi (gebürtig aus Montevideo, Uruguay) am Schlagzeug.

(24.06.2005)

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