JazzKat Custom Tweed

Testbericht JazzKat Custom Tweed, Gitarrenverstärker von Armin Bonner

Erstmals im Mai 2006 ist mir anlässlich des Besuches der Classic American Guitar Show in New York – Long Island der „ JazzKat Amp“ aufgefallen, wobei in optischer Hinsicht insbesondere das ungewöhnliche Design auffiel. Der erste optische Eindruck hat eher den Eindruck einer „Bastlerarbeit“ hinterlassen. Aber über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Ganz entgegen dem optischen Eindruck war der Eindruck, was den Sound betraf, hervorragend.

Aufgrund der guten Erinnerung an die Soundqualität des Verstärkers habe ich die Gelegenheit, diesen Verstärker aus einer ebay Auktion zu erwerben ohne weiteren Testbedarf wahrgenommen und bin nunmehr stolzer Besitzer eines „JazzKat Amp“.

Der Verstärker hat 2 Kanäle, wobei der Kanal 1 einen Klinkeneingang besitzt, der Kanal 2 einen kombinierten XLR / Klinkeneingang. Der Kanal 2 ist wesentlich höhenbetonter („heißer“) und ist gedacht für Mikrofonsignale, akustische Instrumente und Ähnliches.

Der Verstärker verfügt über einen XLR – Ausgang, einen Stereo Klinkenausgang und einen Effektloop (Send und Return) . Der Verstärker ist sehr handlich, wiegt ca. 10 kg, wobei hinsichtlich der technischen Daten, Abmessungen und Bilder auf die Website des Produzenten www.jazzkatamps.com verwiesen wird.

Mein Verstärker ist auf der Kopfplatte mit einem zusätzlichen (nützlichen) Tragegriff ausgestattet. Der an der Seite eingelassene Tragegriff ist meiner Ansicht nach nicht von praktischer Bedeutung.

Auf der Website des Produzenten ist auch ein Importeur für Europa in Spanien angeführt. In wie weit das Vertriebsnetz in Europa ausgeweitet wird, wird wohl vom allgemeinen Publikumsinteresse abhängen.

Als Testinstrumente habe ich eine „Benedetto Bravo Archtop“ verwendet. Als direkter Vergleichsverstärker stand mir ein Polytone Mini Brute II zur Verfügung.

Der Eindruck, welchen ich auf der letztjährigen Gitarreneinstellung erfahren habe, hat sich nach eigenem Test nunmehr bestätigt. Der Verstärker hat einen im Verhältnis zum Polytone wesentlich lebendigeren und eher „röhrenartigen“ druckvollen Sound. Dieser Sound ist im „Transistorbereich“ nach meiner Erfahrung einzigartig und kann auch von mir bekannten Amps von Schertler oder AER nicht produziert werden.

Der Verstärker hat selbst bei aufgedrehtem Volumen keine Eigengeräusche und gibt den Ton des Instrumentes in einem hohen Maße authentisch wieder wobei eben die im Verhältnis zum Minibrute dynamischere Klangentfaltung positiv auffällt.

Der Verstärker ist aufgrund der möglichen hohen Lautstärke (110 Watt) und der Möglichkeit der direkten Abnahme des Signals in eine PA voll „gigtauglich“. Eine Anschlussmöglichkeit für eine externe Box ist nicht vorhanden.

Die im JAZZKAT zur Verfügung stehenden 16 digitalen Effekten, die wahlweise auf einen oder beide Kanäle geschaltet werden könne, sind nach meinem Empfinden eine „überflüssige Zugabe“. Also Soundpurist, tue ich mir da allerdings generell schwer, den Sinn der Effekte nachzuvollziehen. Die Qualität der Effekte ist, soweit ich sie getestet habe, bescheiden, praktischen Nutzen hat gegebenenfalls der Hall, auch im Zusammenhang mit dem Betrieb eines Mikrofons über Kanal 2. Der vorhandene Effektloop lässt das Zuschalten externer Effektgeräte zu.
 

Der Kanal 2 ist aufgrund seiner eher höhenbetonten Einstellung für die Verstärkung einer Archtop Gitarre nur bedingt geeignet, um den typischen Archtopsound zu bewirken, ist es notwendig, die Höhen und die Mitten stark zurückzunehmen. Die Verwendung dieses Kanals für eine Archtop Gitarre wird wohl eher die Ausnahme sein, da der Kanal 1 mit ausgezeichneter Qualität hierfür zur Verfügung steht.

Insgesamt erscheint mir der Verstärker, unter Berücksichtigung des offiziellen Verkaufspreises (in USA) von US Dollar 949,-- in der Version „Black“ (die teureren Versionen custom tweed und signature tweed lassen keinen technischen Unterschied erkennen) als durchaus ernstzunehmende Konkurrenz am Markt. Der eigenständige röhrenverstärkerähnliche Sound verbunden mit dem geringen Gewicht und den handlichen Ausmaßen könnte ihm eine Sonderstellung unter den Mitkonkurrenten einräumen – vorausgesetzt er ist bei uns am Markt erhältlich .

von: Armin Bonner, Mai 2007