Henriksen Jazzamp 12R & 10R

Nachdem mir der Jazzamp convertible nach wie vor hervorragende Dienste leistet, interessierte es mich natürlich, wie die Henriksen Verstärker in Kombination mit einem12“ Lautsprecher funktionieren/klingen. Auch als Reaktion auf den Bericht zum Convertible (hier unten angefügt) kamen viele E-Mails mit dem Interesse an der 12“ Variante.

Der Vertrieb in deutschen Landen ist jetzt von Liberty Music (www.liberty-music.de) in Neustadt übernommen worden. Dort sind mittlerweile viele Modelle zum Antesten vorrätig. Mit der Post kam dann gut verpackt ein 12R bei mir an.

Nach dem ersten Öffnen bestätigt sich auch hier der Eindruck eines solide verarbeiteten Verstärkers. Technische Daten sind auch hier auf der Herstellerhomepage oder beim deutschen Vertrieb in aller Fülle zu erfahren.

Der 12R ist von der Größe schon ein anderes Kaliber als der Convertible. Im Vergleich zu einem Polytone Minibrute II ist er etwas tiefer in Richtung Würfel gehend gebaut. Ansonsten ein ganz normaler Gitarrenkombo. Im Design ist er schon sehr an Polytone orientiert, was ja nicht schlecht sein muss. Auch der 12R ist recht schlicht ausgestattet. Lediglich Hall, Line Out (XLR) und ein Spannungswahlschalter kommen hinzu. Mehr braucht man aber auch nicht... Der Korpus hat einen Kunststoffüberzug mit Lederoptik. Für den Stand sorgen vier Gummifüße.

Der Soundtest: Angeschlossen und zuerst mit einer Sonntag mit Kent Armstrong PAF getestet ist es wie zu erwarten. Warm, satt und fett kommt es mir entgegen. Genau wie beim Convertible mit 10“ Speaker werden keine Kompromisse hinsichtlich des Tons eingegangen.

Wo liegt jetzt der Unterschied? Der 12“ Speaker bietet im Gesamtklang ein etwas runderes Klangbild. Die tiefen Frequenzen sind etwas präsenter, während sie im mittleren Frequenzbereich etwas weicher erklingen. Im Gesamtklang wird dem Ton etwas mehr Raum gegeben. Beim 10“ Speaker kommt der Ton nicht so breit gefächert, was sicherlich daran liegt, dass er mittenpräsenter und direkter klingt.

Ganz klar muss gesagt werden, dass beide Varianten sich in Punkto Tondichte/Wärme und Präsenz in nichts nachstehen!!! Aufgrund der hervorragenden Klangregelung kann man in die Richtung des jeweils anderen Regeln, wobei der 10“ Speaker im tiefen Bereich natürlich an seine Grenzen stößt. Richtig auffällig wird dieses aber erst beim Einsatz der tiefen siebten Saite. (Anmerkung der Red.: Oliver Kuiper ist Seven.String Archtopper).

Mich erinnert der Sound der siebten Saite immer ein wenig an den Ton Howard Alden. Mit dem 12“ Speaker wummert es dann ordentlich aus dem Speaker. Gedanken an eine Basszusatzbox kommen gar nicht erst auf. Laut Hersteller sei der 12“ Kombo ja auch für den gelegentlichen Einsatz als Bassverstärker geeignet...

Lautstärke und Leistung sind beim 12R absolut ausreichend. Wo er nicht mehr reichen würde, steht bestimmt eine PA. Der Convertible hat im letzten Viertel noch etwas mehr Leistung und ist etwas lauter. Beeindruckend, wie auch bei voll aufgedrehtem Volume der Ton nicht übersättigt und gleichbleibend klar und deutlich bleibt.

Weiterhin habe ich den Verstärker noch mit einer Franz Champagne 7 (laminiert mit Kent Armstrong) getestet. Hier ändert sich das Klangbild nur in Bezug auf die bauartbedingten Soundspezifikationen des Instrumentes.

Jeder der den Amp testet, sollte mal versuchen, ihn fast voll aufzudrehen, um dann minimal die Lautstärke an der Gitarre aufzudrehen. Erstaunlicherweise kann auch hier sofort ein sehr fetter, präsenter Ton erzielt werden, der einen aber sofort in den klanglichen Sphären eines Jim Hall versinken lässt...

Fazit:

Der Henriksen Jazzamp ist, wie der Convertible, ein hervorragend gelungener Gitarrenverstärker mit der Zielrichtung im Jazz eingesetzt zu werden.

Klanglich werden keine Kompromisse eingegangen und die Zitate prominenter Archtop-Spieler haben ihre Berechtigung. Für mich ist es ebenfalls die ultimative Lösung eines Jazzgitarrenvertärkers.

Ob nun 10“ oder 12“ hängt vom persönlichen Geschmack ab. Wobei ich finde, dass der 10“ sehr gut für große, laute Besetzungen geeignet ist da der Ton etwas direkter daherkommt. Er durchschneidet den Gesamtsound mehr. Nimmt die Gitarre mehr Raum im Klanggefüge ein, ist sicherlich der 12“ die bessere Wahl. Auch als Allroundlösung halte ich den 12er für die bessere Variante

Transportabler ist eindeutig der Convertible, bzw. selbstverständlich auch der 10“ Kombo. Aber auch der 12R ist für jedermann gut zu bewältigen. Preislich liegt der 12R um die 850 Euro.

Bei Interesse einfach melden unter kontakt(at)oliverkuiper.de

von: Oliver Kuiper

Hersteller: www.jazzamp.com