AER Acousticube 3

So, da ist er nun, der neue Hi-End-Würfel von AER. Als jahrelanger Spieler eines Acousticube II war ich ja entsprechend verwöhnt, was klaren und durchsichtigen Sound angeht und so hatte ich nicht unbedingt die allergrößten Erwartungen, was ein neues Modell des erfolgreichen Klassikers anging. Aber schon in einem kurzen, aber informativen Gespräch mit Herrn Rösner wurde ich deutlich neugieriger: “Wir haben so gut wie nichts unangetastet gelassen bei dem Acousticube 3; es ist praktisch ein völlig neuer Amp, der nur die Form und den Namen mit dem Vorgänger gemein hat. Wir waren selber überrascht, um wie vieles besser der Amp geworden ist...”

Der Direktvergleich der beiden Amps bringt es deutlich an den Tag: Herr Rösner hat nicht übertrieben, hier wurde wieder kompromisslos alles getan, um den Amp noch besser und an den Musikeralltag an zu passen. Der 3er ist tatsächlich gerade für den Anwendungsbereich Archtop-Gitarre noch viel interessanter geworden, er hat eine deutliche Verbesserung in der Dynamik, der Natürlichkeit des Tons und mehr Wärme und Präsens. Für die Archtops sind insbesondere die beiden Punkte Dynamik und Wärme die Highlights der Verbesserungen, denn da waren die beiden dezenten Mankos der älteren Modelle. So benutzt nun beispielsweise Michael Sagmeister auch mit einer Archtop den neuen 3er im Studio, wenn er einen warmen Jazzton haben möchte (siehe Interview).

Auch die Übertragung von anderen Signalen, wie zum Beispiel Violine und Gesang, ist deutlich verbessert worden. Natürlich ist auch der Hauptanwendungsbereich, die Verstärkung von akustischen Gitarren, entsprechend luftiger und natürlicher im Ton geworden, gerade hier ist der Amp sicher die neue Referenzklasse.

Im Einzelnen:

Der Amp hat nun zwei gleiche Kanäle, deren Charakteristik man über einen Mode-Schalter vorwählen kann: Von Piezo über Line zu Mikrofon vertragen beide Kanäle alles, was man so an Eingängen braucht. Sogar ein Elektret/Piezo Kombi-Modus ist vorhanden. Natürlich kann man auch wieder Phantomspeisungen 9V (Line-Funktion) und 48V (Mikro-Funktion) zuschalten. Auch die Schalter “pad” zur Anpassung der Eingangsempfindlichkeit und “colour” zur Aktivierung des konturierenden Mittenfilters sind wieder vorhanden. Neu ist auch ein Mute-Schalter, der den Kanal stummschaltet.

Die Eingangsbuchsen sind praxisorientierter geworden, an der Frontseite befinden sich nunmehr nur 2 Instrumenten-Klinkenbuchsen, der zum Kanal 2 parallel liegende Mikrofoneingang mit XLR ist an der Rückseite angebracht.

Neu ist auch ein Cinch-aux-in, an dem CD-Player o.ä. angeschlossen werden können.

Viel hat sich in der Effekt-Sektion getan. Dort befindet sich nunmehr ein 32-Bit-Digitalprozessor, dessen Presets sehr den Anforderungen der Praxis gerecht werden. Allein die Hallprogramme sind deutlich vielfältiger, in absoluter Studioqualität und lassen keine Wünsche offen. Von verschiedenen Räumen über Hallen, Kirchen, Kathedralen, Glasräumen, Korridoren bis zu sehr speziellen Hallsituationen wie Swimmingpool, Bahnhofshalle, Open Air, Piazza, Wald und Alpen reicht allein die Bandbreite der angebotenen Hallanwendungen. Ergänzt wird dies durch durch speziellere Programme wie z.B. Delays, Chorus und Flanger. Sämtliche Effektprogramme sind über einen USB-Anschluss änderbar; so kann man auch noch den letzten individuellen Schliff in die Effektprogramme bringen.

Was technisch im Inneren des Amps geändert wurde, ist für den “einfachen Anwender” nicht so interessant - die Änderungen haben jedenfalls den oben beschriebenen hörbaren Effekt - mehr Wärme, Natürlichkeit, Transparenz, Dynamik. Wer sich für technische Details interessiert, der sei auf die Homepage von AER verwiesen.

Im Lieferumfang befinden sich auch die sehr transporttaugliche Tasche, die mehrere Seitenfächer für Zubehör enthält, sämtliche Kabel (Netz, USB, 8-Pol-DIN), ein Fußschalter, CD mit Software für die Effektsektion, und die erforderlichen Bedienungsanleitungen.

Fazit:

Was AER an dem Acousticube 3 vollbracht hat, grenzt an ein kleines technisches Wunder. Der Sound des Amps ist “eins A” und nur mit einer guten PA vergleichbar, die auf gitarristische Bedürfnisse getrimmt wurde. Bei soviel purem Sound und Möglichkeiten bin ich nach wie vor der Meinung, dass die unverbindliche Preisempfehlung von 2.100,00 Euro in Ordnung ist. Klar ist das viel Geld, aber wenn man sich eine Archtop weniger kauft, hat man das sofort wieder drin ;-) Die anderen Gitarren werden es jedenfalls danken.

von Andreas Polte