Jim Hall u.a. “Concierto” (1976)

Jim Hall u.a. “Concierto” (1976)
Jim Hall u.a. “Concierto” (1976)

“Zunächst konnte ich mich nicht zwischen dieser Platte und George Benson´s “Breezin” entscheiden. “Concierto” kam 1976 raus und ich hab davon durch Joachim E. Behrend's tägliche Radiosendung erfahren (er hat sowieso ganz viel Schuld daran, dass ich mit dem Jazz angefangen habe...). Also gleich zur Phora nach Mannheim gefahren und mit dem sauer verdienten Taschengeld (das, was nach den obligatorischen neuen Saiten, einmal pro Monat, noch übrig war !) das Album gekauft. Die Platte hat den Plattenteller wochenlang nicht verlassen und die über 20-minütige Fassung des Titelstücks (von Don Sebesky sehr geschmackvoll arrangiert) war sogar bei meinen Kumpels samt Freundinnen ein Hit, die sonst bei Jazz nur die Nase rümpften!

Der Sound von Jim's ES 175 hat meine Vorstellung von einem idealen Archtopklang nachhaltig beeinflusst und im Laufe meiner Karriere habe ich nach und nach sämtliche Titel der LP auch nachgespielt bzw. transkribiert/analysiert. Die Mitspieler sind von allererster Güte : Ron Carter, Steve Gadd, Chet Baker, Paul Desmond und Sir Roland Hanna und sie passen sich ganz wunderbar der relaxten und sanft-melancholischen Grundstimmung dieser Produktion an. Jim Hall ist kein Vertreter der Griffbrett-Artisten-Abteilung (obgleich hohe Tempi überhaupt kein Problem darstellen: siehe Jimmy Guiffre Trio) und obwohl seine Linien oft sehr abstrakt werden können, spielt er mit so viel Herz und auch Humor, dass nie der Eindruck entsteht, er spiele für sich selbst - der satte und warme und doch durchsichtige Klang seiner Gitarre hat bekanntermaßen einen erheblichen Anteil daran. Mittlerweile besitze ich die CD-Version dieser Platte, höre sie nach wie vor mit größtem Vergnügen und kann immer noch kleine Juwelen darin entdecken. Ein meiner Meinung nach zeitloses Meisterwerk, allen Freunden der Jazzgitarre wärmstens zu empfehlen.

Noch ein Tip am Rande: ähnlich wie mit der "Kind of Blue" von Miles verhält es sich hier auch : Jazz for people who hate jazz .... ;-)”

Christian Lassen