Duo Archtop Guitar (2008)

Wenn das nicht konsequent ist: Nach dem in der Szene beliebten Sampler „Solo Archtop Guitar“ erscheint nun das Nachfolgewerk „Duo Archtop Guitar“.  Gitarristen sehen wohl, im Gegensatz zu den meisten anderen Instrumentalisten, in einem anderen Spieler gleichen Instrumentes in erster Linie einen potentiellen Mitspieler; weniger einen Konkurrenten. Gerade im Jazz wird dies deutlich, steht doch eine musikalische Kommunikation bei dieser Musikform im Vordergrund.

 

So sorgten auch in den frühen Tagen der Jazz- und Archtop-Szene bereits Gitarrenduos für Aufsehen: z.B. Carl Kress & Eddie Lang Anfang der 30er, zu denen sich wechselseitig auch mal Tony Mottola und Dick McDonough uva. gesellten. Auch im weiteren Verlauf der Jazzgeschichte waren immer wieder Gitarrenduos oder gar Gitarrentrios gern gesehen und gehört: Joe Pass & Herb Ellis, die Great Guitars, Jimmy Raney & Atilla Zoller,.. Eine auch nur annähernd vollständige Auflistung hervorragender und relevanter Gitarren-Duos würde den Rahmen hier mehr als nur sprengen.

In Deutschland ist das Gitarrenduo ebenso beliebt wie anderswo. Aufmerksamkeit für dieses Genre ausgelöst haben hier seinerzeit vor allem Sigi Schwab & Peter Horton oder die beiden Helmuts aus Regensburg: Nieberle & Kagerer, deren Zusammenarbeit sich 2007 zum 20. Male jährte.

Die Duos auf diesem Sampler haben alle eine Geschichte. Sie sind nicht für diesen Sampler zusammengestellt worden, sondern ehemals oder aktuell konzertierend und aufnehmend in der Szene tätig.

John Aebercrombie & Frank Haunschild (r/l) haben seit ihrer ersten Begegnung im Jahr 1997, wo es zu ersten Duo-Konzerten kam, Kontakt gehalten. Ihre Zusammenarbeit gipfelte bisher in der im Jahre 2004 eingespielten CD „Alone together“.

Michael Arlt / Axel Hagen (r/l) Nach dem gemeinsamen Studium an der Amsterdamer Hochschule der Künste, Hilversum Ende der Achtziger Jahre und einer seitdem andauernden Freundschaft, arbeiten die beiden jetzt an ihrem ersten gemeinsamen Projekt.

Peter Bernstein & Joachim Schoenecker (l/r) waren im Februar 2008 auf einer Deutschlandtournee. Die Konzerte des Duos gehörten zu den beachtenswerten Events dieses Frühjahres in der Szene.

Das Duo Consono, Jan Bierther & Bernd Nestler (r/l), kann auf eine mittlerweile 18-jährige Zusammenarbeit zurückblicken. Im Jahr 2004 nahmen sie ihr aktuelles Programm auf der CD „Twelve Tales“ auf.

Seit Herbst 2004 sind Thomas Brendgens-Mönkemeyer & John Stowell (l/r) regelmäßig u.a. auch im Duo zu hören. Die beiden ansonsten eigentlich sehr individuellen Musiker passen ganz hervorragend zusammen.

Christian Eckert ist Jazzguitar-Fans u.a. für seine Konzertserie „Two Guitars“ in Heidelberg bekannt. Die konsequente Umsetzung dieses Konzeptes beschert ihm natürlich unterschiedlichste Mitspieler. Das Duo Christian Eckert & Marcus Armani (l/r) entstand aus einem dieser Konzerte.

Torsten Goods & Andreas Öberg (l/r) Die Zusammenarbeit der beiden Ausnahmetalente hört man erstmalig auf Torsten Goods aktueller CD „1980“, erschienen bei ACT. Ich würde mir wünschen, mehr von den Beiden gemeinsam zu hören.

Garry Hagberg & Thomas Horstmann (l/r) verbindet eine langjährige transatlantische Freundschaft und musikalische Zusammenarbeit im „Atlantic String Trio“, das bisher mehrere Alben eingespielt hat.

Der Gitarrenduo-Spezialist Helmut Kagerer hat im Duo Helmut Kagerer & Andreas Dombert (r/l), das unter dem Arbeitstitel „The night of jazz-guitars“ bereits zwei CDs eingespielt hat, ein großes Talent und ehemaligen Schüler an seine Seite geholt.

Ulf Meyer & Christoph Oeding (r/l) gehören zu den traditionsreichsten Jazzgitarristen in Nord-Deutschland. Seit mehr als 25 Jahren spielen die beiden Flensburger ihre vielfältigen gemeinsamen musikalischen Vorlieben u.a. auch im Duo aus.

Paulo Morello & David Plate (r/l) verbindet eine lange Freundschaft und Zusammenarbeit. Gemeinsame Geburtsstadt, gemeinsames Studium und anschließender USA-Aufenthalt; da kommt viel Duo-Arbeit zusammen.

Ein Aushängeschild der deutschen Jazzszene ist das Duo Helmut Nieberle & Helmut Kagerer (r/l). Besonders schön, dass ich bei Aufnahmen des Konzertes anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Duos und der Vergabe des „Archtop-Germany Awards 2007“ an das Duo dabei sein konnte.

Das Zusammenspiel der beiden „Insider-Legenden“ Louis Stewart & Heiner Franz (l/r) währt ebenfalls bereits über 20 Jahre - der irische Ausnahmegitarrist und der umtriebige Gentleman der Jazzgitarre in Deutschland, der im Jahr 2006 den „Archtop-Germany Award“ gewann.

„With a song in my heart“ aus der 1993/94 aufgenommenen Duo-CD von Klaus Sye & Wolfgang Dörner (l/r) ist vielleicht das älteste der hier vorgestellten Werke, aber mitnichten betagt. Das in Jahren freundschaftlicher Zusammenarbeit gewachsene Duo pflegt einen modernen Ton.

Ich wünsche den Hörern dieses Samplers so viel Vergnügen, wie er mir in der Vorbereitung und Umsetzung bereitet hat. Genießen Sie die „Art des Jazz-Guitar Duo“.

Andreas Polte

 

1.  John Aebercrombie & Frank Haunschild  Sabines Guitar Bossa (Haunschild) 5:38
2.  Michael Arlt & Axel Hagen Upon Reflection (Jones) 8:10
3.  Peter Bernstein & Joachim Schoenecker  Strech (Schoenecker) 5:21
4.  Jan Bierther & Bernd Nestler  Big fat smile (Bierther) 3:19
5.  Thomas Brendgens-Mönkemeyer & John Stowell  From Memphis to Paris (Brendgens-M.) 4:31
6.  Christian Eckert & Markus Armani  Song for Fritz (Eckert) 5:30
7.  Thorsten Goods & Andreas Oberg  Too much Guitar (Goods) 3:06
8.  Garry Hagberg & Thomas Horstmann  Song for a friend (Towner) 2:45
9.  Helmut Kagerer & Andreas Dombert  Lament (Johnson) 6:40
10. Ulf Meyer & Christoph Oeding  Stomp (Meyer) 5:02
11. Paulo Morello & David Plate  Samira (Plate) 4:44
12. Helmut Nieberle & Helmut Kagerer  Bennie's Mounce (Kagerer) 5.05
13. Louis Stewart & Heiner Franz  Invitation (Kaper) 5:25
14. Klaus Sye & Wolfgang Dörner  With a song in my heart (Rodgers) 3:1

 Reinhören

 

Archtops & Danke

John Aebercrombie-Ibanez JS100,
Michael Arlt-Gibson S400,
Marcus Armani-Höfner New President,
Peter Bernstein-Zeidler Custom,
Jan Bierther-Gibson L7-C,
Thomas Brendgens-Mönkemeyer-Gibson L5-C,
Andreas Dombert-Gibson L5,
Wolfgang Dörner-Gibson ES 345,
Christian Eckert-Höfner Chancellor,
Heiner Franz-Franz Futura, 
Torsten Goods-TG Sign.Mod. by A.J. Keller,
Garry Hagberg-Boris,
Axel Hagen-Gibson L5,
Frank Haunschild-Ibanez GB5,
Thomas Horstmann-Guild Artist Award,
Helmut Kagerer-Gibson L5,
Ulf Meyer-Gibson ES 175,
Paulo Morello-Amberger Klassik,
Bernd Nestler-Godin Classic,
Helmut Nieberle-Sonntag 7-String,
Andreas Oberg- Benedetto,
Christoph Oeding-Gibson ES 175,
David Plate-Gibson L5,
Joachim Schoenecker-Benedetto Manhattan,
Louis Stewart-Gibson L5-C,
John Stowell-Höfner JS-Modell,
Klaus Sye-Jim D'Aquisto.

Danke an:

  • all die hervorragenden Gitarristen, die sich bereit erklärt hatten, an diesem Sampler mitzuwirken.
  • Thomas Horstmann für seinen Input und sein schönes Label
  • wieder einmal meinen alten und guten Freund Fred Zawadzki für seine schönen Bilder, die so gut zu dieser Musik passen.
  • Acoustic Music, ACT, Doctor Digital, Jam Tonic, Jardis, NRW, Pagoden und Factory Outlet für die freundliche Genehmigung, Titel von ihren CDs für diesen Sampler nutzen zu dürfen.

Pressespiegel / Resonanzen:

gitarre.fm

...Bliebe noch die “Duo Archtop Guitar”. Hier haben sich Duos wie Aebercrombie & Haunschild, Brendgens-Mönkemeyer & Stowell und Nieberle & Kagerer zusammengetan. 14 Duos mit 14 verschiedenen Stücken. Der Archtop oder Jazzfan wird auf der CD mit einer Fülle abwechslungsreicher Kompositionen verwöhnt. Und wenn man Archtop und Jazzfan ist, wird man die Scheibe gar nicht mehr aus der Hand geben wollen.

agorazein.de

Traditionelle Jazzgitarre zu spielen ist nix, womit man Massen bewegen kann, und die Zahl der professionellen oder semiprofessionellen Spieler ist in Deutschland überschaubar. Schon seit einigen Jahren haben sich die interessierten Kreise jedoch im Internet gefunden, und zwar auf der Seite www.archtop-germany.de von Andreas Polte. Hier kann man lernen, dass es bei uns wirklich ganz hervorragende Gitarristen gibt, die mit ihren Archtops — darunter versteht man die dicken Jazzgitarren mit den gewölbten Decken — ganz fantastische Musik machen können. Einen ersten Überblick gab vor zwei Jahren der Sampler “Solo Archtop Guitar”, herausgegeben von Archtop Germany. Jetzt folgt der zweite konsequente Schritt: Gerade ist “Duo Archtop Guitar” erschienen, eine CD mit (ach was!) Duoaufnahmen deutscher Jazzgitarristen. Die kostet inkl. Versand 17 Euro und lohnt den Kauf definitiv. Ein toller Querschnitt durch die heimische Szene, wobei sich auch unbekannte Ausländer wie John Abercrombie und John Stowell daruntergemischt haben. Bestellt werden kann die CD über Archtop Germany.

Jazzpodium

Was Andreas Polte, der mann hinter der erfolgreichen Jazzgitarren-Webseite archchtop-germany.de, in 14 Titeln für seine zweite CD-Produktion versammeln konnte, sagt viel aus über sein Standing in der Großfamilie deutscher Jazzgitarristen und über seine und die szenische Breite des stylistischen und spieltechnischen Spektrums. Und es agt viel aus über das “regionale” Nieveau der Jazzgitarristik.

27 Gitarristen gibt’s und was besonders entzückt ist nicht nur die kerngesunde Komponente, sondern deren gute internationale Beziehungen. Ergo: Deutscher (Gitarren)-Jazz ist emanziepiert, autonom und weltbürgerlich vielfältig und mühelos konkurrenzfähig vor allem deshalb, weil es ihn gar nicht (mehr) gibt. Wenn also Frank Haunschild und Frank Abercrombie den Reigen eröffen, dann sagt das alles. Das Riesenareal der Mainstream-Jazzgitarre kennt keine Grenzen...

...Poltes Arbeit hat also reichlich Früchte getragen. Natürlich gibt es Aufnahmen, die bereits erschienenen Alben entstammen. Eine zweite Gruppe aber besteht aus bisher unveröffentlichtem (Premieren)-Material...

...Und so besteht Grund zur Freude auch darüber, dass auch Gitarristen (wieder) mit ins Spiel kommen, die sonst schwerer aufzuspüren waren... Insofern ist Poltes Kopplung zugleich Bestandsaufnahme, Türöffner und, endlich mal, eine Anthologie, an der es nichts herumzumosern gibt. Im Gegenteil: Ein Glücksfall.

Alexander Schmitz

 

Akustik Gitarre 2/09

“Nach dem Sampler „Solo Archtop Guitar“ hat Andreas Polte, seines Zeichens Jazzgitarrist und umtriebiger Betreiber der Website „archtop-germany.de“ nun seine zweite Sammlung von Jazzgitarren-Juwelen in Zusammenarbeit mit Factory Outlet Records zusammengestellt. Niemand kennt sich in der hiesigen Archtop-Szene so aus wie Polte, denn bei ihm laufen quasi alle Informationen zum Thema Jazzgitarre in diesem unserem Lande zusammen. Auf der vorliegenden Zusammenstellung „Duo Archtop Guitar“ finden sich nicht nur Beiträge deutscher Jazzgitarristen, sondern auch Duos mit mehr oder weniger berühmten ausländischen Duo-Partnern. So musiziert hier John Abercrombie mit Frank Haunschild, Thorsten Goods spielt mit dem schwedischen Gitarristen Andreas Oberg, Heiner Franz kommt mit Louis Stewart, Joachim Schönecker bringt Peter Bernstein mit, Thomas Brendgens-Mönkemeyer jazzt mit John Stowell, Thomas Horstmann pflegt seine transatlantische Zusammenarbeit mit Garry Hagberg und David Plate lädt Paulo Morello ein. Die Musik wird fast durchgängig auf Archtop-Instrumenten dargeboten, Ausnahmen mit Konzertgitarren und Flattops kommen vor, aber es ist immer mindestens eine Jazzgitarre mit F-Löchern dabei. Das ist uns Herr Polte auch schuldig, denn seine Liebe gilt dieser Gattung Gitarre in ganz besonderem Maße. Die Musik auf der CD zeigt, dass die deutsche Archtop-Szene allen widrigen Umständen zum Trotz musikalisch äußerst vital ist (hierzulande kann wohl niemand seinen Lebensunterhalt allein vom Archtoppen bestreiten, bei der gebotenen Qualität ist das allerdings eine Schande). Da kann man Polte nur dankbar sein, dass er sich seit Jahren um die Verbreitung der Jazzgitarre in Deutschland kümmert. Die CD ist durchweg äußerst hörenswert, denn ausnahmlos alle Teilnehmer bieten hervorragende Performances, mal im Latin-Rhythmus, mal als Swing. Hervorzuheben sind (ohne die anderen Beiträge schmälern zu wollen) die Duos von Helmut Kagerer und Helmut Nieberle, die ein besonders locker swingendes Rhythm-Changes-Stück beisteuern und Goods und Oberg mit einem erfrischenden, virtuosen und bluesigen Kabinettstückchen. Für Jazzgitarren-Freunde ist diese CD ein „must have“!”.

Peter Autschbach

 

“Album des Monats Dezember 2008 in AGAS
Die zweite CD von Archtop-Germany.de. Nach den Singles die Pärchen

Was heißt hier Sampler...Das wäre um ein Haar wieder das alte, das leidige Thema der Sampler, der Anthologien, die es allen recht machen wollen und niemandem recht machen, weil sie es beim besten Willen nicht jedermann recht machen könnten. Es gibt Ausnahmen. Aber auch die unterliegen der Gefahr, nur deshalb welche zu sein, weil der, der sie als Ausnahme begreift, zufälligerweise perfekt auf der Linie der Auswahl liegt. Das ist wie ein Sechser im Lotto: äußerst, äußerst selten.

Hätte es agas schon 2004 gegeben, dann hätten wir zusammen mit der aktuell vorzustellenden Platte schon mal zwei Sampler, die aus jazzgitarre- freundlicher Perspektive jedes grilling mühelos passierten, mit fliegenden Fahnen, sozusagen, und über alles Gemäkel erhaben. Ich meine die Sampler von Andreas Polte, dem Erfinder, Begründer und "Macher" der überaus erfolgreichen Jazzgitarre-Website Archtop-Germany.de. Dass er seine Liners zu der Nachfolgeplatte der 2004er "Solo Archtop Guitar" mit dezentem Eigenlob beginnt - "Wenn das nicht konsequent ist: Nach dem in der Szene beliebten Sampler 'Solo Archtop Guitar'..." - sei ihm nachgesehen. Was mich betrifft, so bitte ich um Nachsicht, wenn ich als Freund von Andi Polte die Stirn habe, dieses Album vorzustellen und in höchsten Tönen zu bejubeln, statt mich selbst wg. Befangenheit abzulehnen. Ich würde den neuen Sampler "duo archtop guitar" [factory outlet records for 802] auch dann in höchsten Tönen loben, wenn sein Herausgeber und Produzent nicht Andreas gewesen wäre.

Manchmal helfen auch Eselsbrücken. Meine geht so: Ich weigere mich, "duo archtop guitar" unter dem Rubrum des Samplers abzubuchen. Niemand käme auf die blöde Idee, die Platte, die McCoy Tyner mit einer Reihe erstklassiger Gitarristen gemacht hat], als Sampler wegzuschreiben. Niemand würde Royce Campbells grandioses Alöbum “Six by Six” eine "Anthologie" oder Charlie Mingus' legendäre Platte mit lauter Gitarristen als "Quier-durch-den-Garten" deklassieren wollen oder können. Da gab es immer den roten Faden, den gemeinsamen Nenner, und das war eben der Gastgeber. So. Und nun hat Andi Polte hat gerufen, und alle kamen. Was der Wahl-Bayer in 14 Titeln für seine zweite CD-Produktion zusammenbringen konnte, sagt viel aus über sein Standing in der "Szene", also der Großfamilie hauptsächlich deutscher Jazzgitarristen. Es sagt viel aus über seine und die szenische Breite des stilistischen und spieltechnischen Spektrums. Und es sagt viel aus über das hiesige Niveau der Jazzgitarristik. "Hiesig" meint durchaus zuallererst mal das deutsche, ohne nationalistischen Touch, versteht sich. Und hier meint es auch den Aspekt der "Archtop", mit der Polte sich sein Arbeitsmotto geschaffen und seinen Themenbereich abgesteckt hat. Es meint aber leider auch, dass die Reduktion seiner Seiten wie seiner CDs auf das Grundthema "Archtop" ein - zugegeben: schönes - Pokrustesbett ist, in das sich nun mal nicht alles, was edle Jazzgitarre ausmacht, hineinzwängen lässt. Oder heißt das, dass Ed Bickert nicht stattfinden kann?

Wenn auf der neuen Platte also Paulo Morello und David Plate ihr "Samira" spielen, dann ist das als "Archtop"-Themenbeitrag ebenso fragwürdig, wie wenn Thomas Brendgens zusammen mit John Stowell "From Memphis to Paris" intonieren und man weiß, dass John eine der dünnsten Gitarren spielt, die es überhaupt gibt. Diese Festschnürung in die Bedingung, dass die Musiker, um die es in Wort und Bild (in der Website) und Musik (in den beiden CDs) geht, Spieler dickbäuchiger Cellogitarren sein müssen, wird zwangsläufig immer wieder zerschnitten. Sie hält wirklich nur in sehr engem Rahmen. Wären die beiden Polte-"Samplers" in ähnlich engem Rahmen konzipiert und realisiert worden, dann gehörten sie zu Recht der Kritik am Prinzip Sampler oder Anthologie zum Fraß vorgeworfen.

Was wir haben, ist reichlich. 14 Stücke, das macht 28 Gitarristen, und was mich ganz besonders entzückt, ist gar nicht mal die so überaus gesunde deutsche Komponente, sondern die transatlantische und die internationale überhaupt. Das sagt wiederum eine Menge aus, vor allem das: Gitarrenjazz aus deutschen Landen hat schon vor Jahrzehnten den letzten Schatten des Provinziellen, des noch nicht Eigenständigen abgestreift. Er ist emanzipiert, so autonom wie weltbürgerlich, so vielfältig wie mühelos konkurrenzfähig. Er reflektiert aufs Feinste, dass es "deutschen Jazz" eigentlich gar nicht gibt; und falls doch, dass er sich längst in der ganzen Welt Achtung und Bewunderung erspielt hat. Wenn John Abercrombie und Frank Haunschild mit Franks "Sabines Guitar Bossa" den Reigen eröffnen, dann ist das symptomatisch: Innerhalb des riesengroßen Areals namens Mainstream Jazz Guitar existieren keine Grenzen. Neben Abercrombie und Haunschild haben wir Peter Bernstein und Joachim Schoenecker ("Joachims "Stretch"). Schon erwähnt spielt - und das in bester Freundschaft schon seit Jahr und Tag - Thomas Brendgens Mönkemeyer im wunderbaren Duo mit John Stowell. Torsten Goods, der Halb- Ire mit satter Amerika-Erfahrung spielt hier sein "Too much Guitar" zusammen mit dem skandinavischen Allwetterjazzer Andreas Öberg; der jazzgitarristisch tätige Philosophieprofessor (oder umgekehrt) Garry L. Hagberg spielt mit Thomas Horstmann Ralph Towners "Song for a Friend", und die bewährte saarländisch-irische Achse Heiner Franz/Louis Stewart ist natürlich ebenfalls vertreten.

Andi Poltes Sammelarbeit hat also reichlich Früchte getragen. Natürlich gibt es hier Aufnahmen, die bereits erschienenen Alben entnommen wurden (z. B. Stewart/Franz). Eine zweite Gruppe von Stücken besteht aus Aufnahmen, die sozusagen "aus der Schublade" kamen und hier zur Erstveröffentlichung gelangten (z. B. Sye/Dörner). Ob es hier speziell für diese Platte eingespielte Titel gibt, kann ich nicht sagen. Ich nehme an, Polte hätte in dem Fall in seinen sehr knapp gehaltenen Liner Notes darauf hingewiesen.

Diese Platte zu besprechen in der normalerweise zu erwartenden Art und Weise zu besprechen, sich der Musik unmittelbar anzunehmen, lässt sich hier nicht machen, wenn man diesen Text nicht noch umfangreicher machen will. Aber weil hier Namen mehr Schall als Rauch bedeuten, sprechen sie weitgehend für sich, als da wären: die großen Meister des Duos Helmut Kagerer und Helmut Nieberle, noch mal Kagerer und sein Ex-Studioso Andreas Dombert, der norddeutsche Melancholiker Klaus Sye [s. hier] und sein sonniges Alter Ego Axel Dörner und das ebenfalls norddeutsche Yin-&-Yang-Tandem von Ulf Meyer und Christoph Oeding . Christian Eckert und Marcus Armani spielen Christians bissigen, scharfschneidigen, intrikaten "Song for Fritz"; Jan Bierther ist mit Bernd Nestler dabei und, last not least, der "stille" und doch so intensive Bop-Lyriker Michael Arlt und sein Partner Axel Hagen.

Andererseits besteht Grund zur Freude darüber, dass durch die Duo- Konstellationen endlich auch Namen mit ins Spiel kommen, die sonst möglicherweise als stilistische Assoziationslieferanten schwerer zu finden gewesen sind. Von Jan Bierther war, glaube ich, 2004 das letzte Mal zu hören. Von Thomas Horstmann wusste ich seit Jahren nichts mehr. Wolfgang Dörner ist mir nur durch sein Zusammenspiel mit Klaus Sye (und durch einen Besuch beider bei mir vor vielen Jahren!) ein "Begriff"; Ulf Meyer war, bevor ich ihn als Gitarristen in his own right schätzen lernte, für mich halt der Duopartner von Christoph Oeding. Marcus Armani war mir kein, Bernd Nestler und Axel Hagen nur vage ein Begriff. So öffnet solch eine Platte eben auch alte Türen neu oder sie öffnet völlig neue...

Sampler hin oder her - "duo archtop guitar" ist, siehe ganz oben, genau das: ein Sechser. Nicht im Lotto. Aber mit sechs Sternen.

AGAS Alexander Schmitz

“Habe heute Post mit der CD erhalten - bin schon nach dem ersten Hören total begeistert. Thanx for the music. Testurteil: absolut empfehlenswert und ein "must have"

Jochen Gümbel

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