Stefan Sonntag 18" Augusta

Keine geringere Gitarre als die berühmte „New Yorker“ des großen Altmeisters John D’Angelico (1905-64) hat Stefan Sonntag bei den Überlegungen zu seinem „Modellreihen-Flagschiff“ gleich zweimal inspiriert und darf daher zurecht als eine Hommage an D’Angelico bezeichnet werden: Zum einen ist es die grundsätzliche Bauweise der Gitarre, natürlich mit deutlich eigenen Stil- und Detailelementen Sonntags. Zum anderen ist es die Art der Namensgebung der Gitarre, die bei Stefan Sonntag gefallen fand…

So benannte John D’Angelico sein Top-Modell nach der Stadt, in der er arbeitete und wohnte. Stefan Sonntag, geboren, wohnhaft und schaffend in Augsburg fand diese Idee so gut, dass er die Bezeichnung seines Top-Modells dem Namen seiner Vaterstadt entnahm. Allerdings ging er einen Schritt weiter und verfolgte den Namen zu seinem lateinischen Ursprung zurück: Augusta Vindelicorum, ein Name, der auf die Gründung der Stadt 15 v. Chr. durch den römischen Kaiser Augustus verweist.

Design
Diese Idee führte zu einer konsequenten Umsetzung von Verzierungen auf der Augusta. Auf der Suche nach „Augsburger“ Stilelementen, die für eine Top-of-the-line-Archtop umsetzbar waren, fand Stefan Sonntag Motive aus der Geschichte Augsburgs im Stil der Renaissance. So stellt die Figur auf der Kopfplatte den römischen Gott Merkur dar, der im Original als Statue einen Brunnen Augsburgs ziert. Die Griffbretteinlagen sind stilisierte Zirbelnüsse, das Motiv des Stadtwappens von Augsburg. Die Proportionen der Zirbelnüsse folgen den Verringerungen des Abstandes der Bundstäbchen dabei genauestens. Bereits diese
Einlegarbeiten sind kleine Kunstwerke des Gitarrenbaus.

Augusta
Ein Kunstwerk eben ist auch die Augusta an sich; in ihrer Gesamtheit ebenso, wie in ihren Details. Und das muss sie auch, wenn sie kaiserliche und göttliche Symbolik aufweist. Der große 18’’-Korpus liegt sicher nicht jedem Spieler angenehm am Körper, aber wer sich damit vertraut macht, wird mit großem Klang belohnt. „Ich habe jeden Quadratzentimeter abgesucht und nicht eine Spur von einer handwerklichen Unsauberkeit entdecken können. Binding, Mechaniken, Steg, Hals, Lackierung bis hin zum "Sonntag"-Logo: alles perfekt…“ sagt beispielsweise Wingolf Grieger über seine Augusta, eben auch eine Non-Cutaway Version, wie die hier abgebildete Gitarre.

Die Hölzer sind samt und sonders vollmassiv und handgearbeitet. Die Decke besteht natürlich aus Fichte, der Korpus aus Riegelahorn. Griffbrett, Schlagbrett, Steg, Saitenhalter und Trussrod-Abdeckung sind aus Ebenholz.

Sonntag
Jedes hölzerne Teil seiner Instrumente wird von Stefan Sonntag in Handarbeit alleine hergestellt; keine Vorfertigung, keine Hilfskräfte; er überlässt nichts dem Zufall. Damit orientiert sich Sonntag an der Tradition der „Großen“ des Archtop-Baus“, eben D’Angelico, D’Aquisto etc. Ein „Großer“ ist er mittlerweile selbst und darf zu Recht zu den besten Archtop-Herstellern weltweit gezählt werden. Er hat einfach das richtige Händchen für seine Kunst, eine Eigenschaft, die man nicht erlernen kann, die jedoch im Laufe der Jahre reift.

Für eine Augusta muss man derzeitig ein Jahr Wartezeit in Kauf nehmen, nicht etwa weil die Herstellung so lange dauert, sondern weil Sonntag’s Auftragsbuch entsprechend voll ist. Einmal angefangen, dauert die Herstellung rund zwei Wochen plus 5-8
Wochen für die Lackierungen.

Eindrücke
Eine göttliche Gitarre, wenn man den Bogen zum Headstock zurückführen möchte. Einmal angespielt, füllt sie den Raum klanglich auf angenehm vollkommene Weise, ist überall deutlich präsent. Der Effekt wird besonders deutlich, wenn man vorher andere Gitarren angespielt hat. Sie ist rund in den Bässen, angenehm warm in den Mitten und präzise in den Höhen; alles sehr schön ausgewogen.

„Stefan Sonntag hat mir die Argumente für ein altes Instrument genommen“ sagt Ulrich Hoffmeier, der im bekannten Palastorchester mit seiner Augusta für Rhythmus sorgt und stellte seine alte Super 400 in die Ecke – ein beachtliches Kompliment! Ein weiterer bekannter Endorser einer Augusta ist Tony Marshall, der zur Creme der britischen Jazzgitarristen zählt. Er besitzt gleich zwei Augustas – ein akustisches und ein elektrisches Modell.

Gegenwert
Eine Sonntag Augusta kann man ab 4.790 Euro bekommen. Das klingt zwar nach sehr viel Geld, aber man bekommt dafür eine Gitarre, die es locker mit teureren Exklusivmodellen aufnehmen kann. Ich halte den Betrag für einen fairen Preis. Mit ihrer Schönheit und dem hohen Wert ist sie natürlich eine beliebte Beute für potentielle Gitarrendiebe, aber auch hier hat Stefan Sonntag vorgesorgt: Merkur war nämlich nicht nur der Götterbote im römischen Glauben, sondern auch der Gott der Diebe. Und der passt höchst selbst auf die Augusta auf… ;-)

DETAILS
Modell: 18’’ „Augusta“ non Cutaway
Decke: Fichte
Boden und Zargen: Riegelahorn
Griffbrett, Steg und Schlagbrett: Ebenholz
Mensur: wahlweise 63 cm, 64,4 cm oder 65 cm
Besonderheit: Verschiedene Bebalkungen der Decke möglich.
Preis: 4.790 Euro

www.sonntag-guitars.com