Launhardt FS-2

“Im Herbst 2001 war ich auf der Suche nach einer Archtop-Gitarre mit durchsetzungsfähigem akustischen Klang, mit der man aber auch verstärkt durchaus mal ein wenig Gas geben kann. Die Einsatzgebiete sollten sowohl dezent verstärkter Swing im Quartett mit Piano, Bass und Schlagzeug sein als auch Kneipengigs mit kräftiger Bläsersektion und kommunikationsfreudigem Publikum. Dazu ein wenig Fingerstyle-Latin, dann mal wieder ein druckvoller Blues, hin und wieder ein rein akustischer Auftritt nur mit Gitarre und Kontrabass - kurzum, ich wollte ein Instrument mit gleichermaßen überzeugendem akustischen und elektrischen Klang für die verschiedenen Spielsituationen .... und das selbstverständlich für einen äußerst günstigen Preis.

 
 
 

Als ich mit diesen Vorstellungen zu meinem Stammladen, Session Akustik in Walldorf/Baden, kam, drückte mir der dortige Chef Franz Schobert gleich als erstes seine neueste Errungenschaft in die Hand: eine FS-2, die er gerade als Spezialanfertigung von Thomas Launhardt aus Wetzlar bekommen hatte. Holzauswahl (Decke aus massiver Fichte, Boden und Zargen aus massivem Ahorn, 3-teiliger Ahornhals, Griffbrett und Steg aus Ebenholz), Korpusform (klassische 17'' mit venezianischem Cutaway) und Mensur (65 cm) - alles war wie beim Standardmodell, nur beim Pickup hatte Franz eine Sonderlösung angeregt: Statt des serienmäßig montierten Shadow Attila Zoller Floating Pickup hatte er ein Instrument mit einem in der Decke eingebauten Gibson PAF '57 Classic Humbucker in Auftrag gegeben.

Obwohl noch nicht eingespielt, entwickelte die FS-2 unverstärkt sofort eine außerordentliche Klangfülle. Die Akkorde klangen satt und doch klar differenziert, und beim Single-Note-Spiel entfaltete sich der Ton sehr gleichmäßig über das ganze Griffbrett, mit viel Sustain in allen Lagen. Verstärkt über meinen AER Bingo, übertrug der Pickup die akustischen Eigenschaften angenehm und präzise, mit einer sehr direkten Reaktion auf die Anschlagsdynamik. Nach einer Stunde Spiel konnte ich die Suche nach einer neuen Gitarre einstellen.

Seit diesem Tag bin ich als Kunde für Archtop-Hersteller verloren (nun ja, mehr oder weniger ...) - ich verspüre überhaupt keinen Drang mehr nach einem anderen Instrument (vielleicht allenfalls nach einem weiteren ...). Klanglich ist die FS-2 in den letzten 3 Jahren wunderbar gereift, und sie liegt mit ihrer leichten Kopflastigkeit sehr angenehm in der Hand. Der für mein Empfinden recht kräftige Hals trägt sicher zum guten Klang bei, ohne die Bespielbarkeit zu beeinträchtigen. Normalerweise habe ich .012-.050er Thomastik Flatwounds (Swing Series) aufgezogen, aber auch mit .014-.055er Thomastik George Benson Flatwounds ist das Griffbrett noch recht leichtgängig.

Ich hatte nie den Eindruck, dass sich der Decken-Pickup nachteilig auf den akustischen Eigenschaften auswirkt. In geräuschvollerer Umgebung hat sich diese Lösung ohnehin bewährt, da sie die Gitarre sehr durchsetzungsfähig und rückkopplungsfest macht. Besonders mag ich, dass die FS-2 beim Swing Comping - ob "four-to-the-beat" oder "la pompe" - eine interessante holzig-perkussive Klangfarbe beimischt, so dass sie harmonisch und rhythmisch im Bandsound immer gegenwärtig ist. Auch optisch finde ich das Instrument sehr gelungen. Die Seidenmatt-Lackierung lässt die Maserung und die helle Färbung des Holzes sehr schön durchscheinen.

In letzter Zeit muss ich gelegentlich mal etwas an der Halterung des Pickups und am Tailpiece herumdrücken, da sich dort mitunter Resonanzen bilden. Ich bin aber sicher, dass dieses kleine Manko beim nächsten Check behoben wird.

Mit der FS-2 baut Thomas Launhardt eine feine Gitarre zu einem wirklich günstigen Preis. Wäre dies ein Test in "Just Jazz Guitar", würde er schließen mit: "highly recommended".

von: Michael Herweg im Dezember 2004