Höfner Thin President (ohne Block)

In letzter Zeit habe ich wieder vermehrt Grant Green gehört und bin aufs Neue von seinem Spiel und seinem Sound (Gibson ES 330) begeistert. Oft hat man als Archtop-Spieler das Problem, dass es im Bandkonzept etwas zu laut für die Gitarre wird. Hierbei bietet eine dünne Archtop ohne Sustain-Block den Vorteil, dass sie nicht so schnell zum koppeln neigt, jedoch ist es naheliegend, dass das fehlende Korpus-Volumen beim Üben ohne Verstärker zu Klangeinbußen führt. Mein Interesse war geweckt und somit habe ich direkt bei Höfner angerufen, ob es nicht eine Idee wäre die Thin President mal ohne Block zu bauen. T. Jordan von Höfner informierte mich, dass dies schon versucht wurde und es noch 3 Modelle gäbe, worauf er mir gleich eine zugeschickt hat. Das von mir getestete Thin President Modell hat keinen Sustainblock wie die zur Zeit erhältliche E2 und auch nicht die eingebauten Humbucker, sondern den Humbucking 'Diamond' Tonabnehmer in Hals- und Stegposition. Der Korpus hat einen 16” Korpus wie die New President jedoch nur eine Zargentiefe von 6 cm und das Finish ist Sunburst. Die Gitarre ist in Deutschland von Hand gebaut und sauber verarbeitet, wie es bei Höfner üblich ist. Als Saiten verwendete ich D’Addario EHR 350 Halfround Saiten.

Ich war sehr überrascht vom akustischen Klang der Gitarre, der keineswegs dünn war, sondern durchsetzungskräftig und warm. Man spürt sofort das die Decke schwingt und nicht tot ist wie bei vielen zu dick lackierten Modellen. Es ist akustisch definitiv eher ein Archtop-Sound als der einer Halbresonanz-Gitarre, was ich sehr positiv finde, da ich immer ohne Amp übe und so auch im Studio mein Soundideal verwirklichen kann, indem ich den Amp abnehme und die Gitarre akustisch. Im Übezimmer mit Vertärker (Röhre 5E3-Typ von Cream) klang der Halstonabnehmer sehr warm und akustisch, also so, wie eine Archtop klingen sollte und der Stegtonabnehmer etwas agressiver und nasaler was toll ist wenn man den Amp etwas übersteuert.

Jetzt war ich natürlich gespannt, wie das ganze live funktioniert, was für mich das entscheidende ist. Also habe ich sie abends gleich zur Session ins Heidelberger Jazzhaus mitgenommen. Die Besetzung war dr, b, vib & git, also nicht zu leise und durch das Vibraphone eher schwierig da man sich vom Sound eher im Weg ist. Dazu stand ich noch in einem ungünstigem Winkel zum Amp. Der Gitarrensound war durchsetzungskräftig, ohne dass man den Amp aufreißen musste, warm und es gab keinerlei Feedback-Probleme, selbst wenn ich mich in geringem Abstand zum Amp drehte.

Die Thin President ohne Sustainblock mit den zwei Diamond Tonabnehmern vereinigt die Vorzüge von großer Archtop und Semiacoustic und lässt sich wunderbar spielen. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Gitarre wieder ins Programm kommt.

von: Christian Eckert (September 2008)