Franz Champagne 7-String

Es gibt sie nicht oft, diese Gelegenheiten, aber wenn sie da sind, sollte man sie unbedingt nutzen. Zwar ist es nicht der berühmte Dachboden- oder Flohmarktfund, aber es kommt dem sehr nahe. Zur Entstehungsgeschichte:

Vor ein paar Wochen wollte ich bei Heiner Franz (www.jardis.de) eine aktuelle CD erwerben. Aufgrund eines technischen Problems war dieses über den Webshop aber nicht möglich, so dass ich (zum Glück) direkt an Heiner herantreten musste. So gingen einige Mails hin und her. Aus verlässlicher Quelle war mir bekannt, dass Heiner während seiner Gitarrenbauzeit (nähere Infos unter (www.heinerfranz.de) u.a. ein siebensaitige Archtop gebaut hatte und diese auch noch besitzen müsste.

Kurz angefragt und prompt ein Angebot bekommen, das ich nicht ablehnen konnte ;-)
Nach zwei Telefonaten wurde mir dann mit der Post eine Franz Archtop zum Testen geliefert. Ich war gespannt.

Die Gitarre, die ich da aus dem Karton nehmen durfte, überraschte mich in allen Punkten äußerst positiv. Zu den Details:

-16“ Archtop Jazzgitarre
-Ahorndecke und -boden (laminiert)
-Ahornhals 3-teilig (laminiert)
-Ahornzargen (massiv)
-X-Bracing
-24,75“ Mensur
-2 1/16“ Sattelbreite
-Nitrolackierung
-original Kent Armstrong Floating PU
-Ebenholz-Griffbrett, -Pickguard, Saitenhalter
-Kopflatte mit Ebenholzfurnier und „Franz“ Logo (Perlmutt)
-Sperzel Stimmechaniken mit Ebenholzflügeln
-Holzränder mit schwarzen Streifen
-keinerlei Seriennummer oder Label

Es muss noch kurz erwähnt werden, dass die Franz beim Antesten natürlich einen nicht ganz einfachen Stand hatte, da als Siebensaitige meine Sonntag als einziges Referenzobjekt zur Verfügung stand.

Schick schaut die Franz aus. Schon beim ersten Betrachten versprüht sie aufgrund ihrer altersbedingten Farbveränderungen einen gewissen Vintagecharme. Die Decke zeigt eine ausgeprägte Wölbung und ein spiegelbildlich geflammtes Ahornfurnier.

Der Boden ist etwas weniger gewölbt. Die Ahornzargen sind ebenfalls schön geflammt. Das Griffbrett läuft am Ende schwebend über der Decke aus. Sehr schön zu beachten ist, dass der Hals nicht nur kerzengerade ist, sondern auch zum Griffbrettende hin minimal nach unten abfällt, was der Saitenlage deutlich zu Gute kommt.

Ein wahres Leichtgewicht ist die Franz und bequem im Sitzen zu spielen. Nach der Montage eines Gurtpins ist sie auch im Stehen sehr handlich. Der erste Eindruck einer leichten Kopflastigkeit bestätigt sich nicht.

Der Hals ist mit seinen 2 1/16“ etwas breiter angelegt als bei der Sonntag. Das Halsprofil ist sehr flach in Richtung Ibanez E-Gitarre. Die Halsbreite und das Profil sind sehr angenehm zu bespielen. Einzig das Spacing der Saiten ist deutlich breiter, als ich es gewohnt bin. Dieses wurde mittlerweile so nahe es ging angepasst. Die Gitarre ist ausgesprochen angenehm und komfortabel zu bespielen. In höheren Lagen wird es für meine Finger aufgrund der kurzen Mensur etwas eng. Aber es geht noch alles.

Akustisch hat die Gitarre ein enormes Potential. Sehr laut und ausgeglichen klingt es in allen Lagen. Im Vergleich zu einer massiv gebauten Gitarre fehlt es natürlich an Spritzigkeit, Dynamik und Nuancen, aber das soll sie auch nicht können. Ich verspürte keinen Drang die Gitarre an einen Verstärker anzuschließen, habe dies aber natürlich doch getan. Belohnt wurde ich mit einem runden, fetten Jazzton. Der PU liefert einen überraschend dicken Ton. Das was die Gitarre an Brillianz bauartbedingt nicht liefern kann, gleicht sie elektrisch mehr als aus. In Kombination mit Henriksen und AER liefert sie gleichermaßen sehr gute Ergebnisse.

Die Franz “Champagne”, deren Erwerb ich auch sofort nach Erhalt zugesagt und vollzogen habe, ist eine sehr gute Gitarre, die mich als grundsätzlichen „Massivholzspieler“ zum wiederholten Male in kurzer Zeit eindrucksvoll um die Qualitäten eines gut gebauten laminierten Instrumentes belehrt hat. Es gibt halt gewisse Soundeigenschaften die den Charme und den Ton ausmachen. Die Wärme und das leicht „platte“ haben ihren berechtigten Reiz. Für den Einsatz in einer lauten Band ist sie prädestiniert.

Heiner hat die Gitarre 1996/97 gebaut. Sie entstand parallel zu vier weiteren Gitarren von denen Heiner noch eine weitere besitzt. Das blonde Design mit den individuell gestalteten Schalllöchern hat dann die Modellbezeichnung “Champagne” bekommen.

Zu dieser Zeit schwappte gerade die Sevenstringwelle aus den USA zu uns rüber und was liegt da näher, sich auch so Eine zu bauen. Auf lange Sicht ist Heiner dann aber mit sechs Saiten besser zu Recht gekommen.

Ich bin froh darüber, die einzige Franz Sevenstring besitzen und spielen zu dürfen. Vielen Dank an Heiner für die unkomplizierte Abwicklung und den äußerst sympathischen Kontakt. 

von: Oliver Kuiper, Juli 2008