Benedetto Modell „Bravo“


 

“Benedetto, The Signature of Jazzguitar”, so lautet das Motto des amerikanischen Archtop Herstellers Robert “Bob” Benedetto. Viele Worte muss man glaube ich nicht verlieren über den wohl prominentesten Namen in der heutigen Archtop Jazzgitarrenwelt.

Seit 1968 baut Bob Benedetto Archtop Jazzgitarren in Einzelanfertigung auf höchstem Niveau. Nachdem die erste Gitarre z.T aus einem Küchentisch hergestellt wurde, sind nachfolgend nur beste Tonhölzer verwendet worden.

Bob Benedetto machte nie ein Geheimnis aus der Kunst, eine Archtop Jazzgitarre zu bauen und setzte durch die Veröffentlichung des Buches „Makin' an Archtop Guitar“ Maßstäbe.

Dadurch das Benedetto Gitarren lange Zeit nur als Einzelanfertigung zu bekommen waren, machten sie nicht nur durch gute Qualität, sondern auch durch Rarheit und einen nicht unerheblichen Preis auf sich aufmerksam.

Vor ein paar Jahren gab es schon einmal den Versuch die Gitarrenproduktion in Serie zu bringen. Eine Kooperation mit Fender/Guild misslang, da man sich auf Qualitätsstandards nicht einigen konnte und Bob selber keine hundertprozentigen Einfluss mehr auf das Endresultat hatte.

Seit kurzem hat sich die Firma Benedetto Guitars in Savannah/Georgia niedergelassen, gezielt Mitarbeiter gesucht, diese selber ausgebildet und die Gitarrenproduktion sowie die Modellpalette ausgeweitet.

Geschäftsführer ist Howard Paul, der selber auf professionellem Niveau Jazzgitarre spielt. Bob Bendetto übernimmt bei jedem Instrument die Endkontrolle. Nachdem die Modellpalette ursprünglich 4-5 Modelle auf höchstem Niveau umfasste, hat man sie in allen Richtungen deutlich erweitert. Die “Flagship” Serie , welche die bekannten Modelle wie z.B. die “Manhatten” enthält, ist unverändert (Prominentester deutscher Bendetto Spieler ist wohl Joachim Schönecker).

Erweitert wurde die Modellpalette um Instrumente für den arbeitenden Musiker aus laminierten Hölzern. Hintergrund war, es straßentaugliche Instrumente anzubieten, die einerseits robuste Arbeitsinstrumente auf höchstem Niveau sind, dem Einsteiger aber andererseits auch einen erschwinglichen Einstieg bieten sollen. Für diese Gitarren werden örtliche Hölzer verwendet. Alles wird in Handarbeit selber hergestellt.

Weiterhin gibt es natürlich noch die Möglichkeit, sich ein „One of a kind“ Instrument bauen zu lassen (Man könnte sich dafür aber auch ein Auto der gehobenen Mittelklasse kaufen). Obwohl Bob Benedettos Haupttätigkeit eben in der Einzelanfertigung und der Qualitätsüberwachung liegt, gibt es auch die Möglichkeit, von ihm selber Luxusversionen aus der Standardpalette zu bekommen. Die Homepage bietet dem Interessierten einen sehr guten Überblick.

Ernst Weinbach (Liberty Music) hat den Vertrieb für Benedetto Gitarren in Deutschland übernommen und mir freundlicherweise ein Modell zu Testzwecken überlassen. Vielen Dank dafür. Ein wenig kribbelt es schon in der Magengegend wenn der DHL-Mann einen großen Karton mit der Aufschrift Benedetto liefert.

Auch wusste ich nicht, welches Modell sich im Karton befinden würde. Zu groß sind die Erwartungen um diesen prominenten Namen. Ausgepackt zeigt sich erst einmal ein schlichter Koffer (im Lieferumfang enthalten) ohne großen Aufdruck, lediglich ein kleines Metallschildchen gibt einen dezenten Hinweis auf den Inhalt.

Im Koffer befindet sich dann eine Benedetto Modell „Bravo“ in der Farbe Antique Sunburst. Es handelt sich um das günstigste Modell aus dem Programm. Konstruiert ist sie genauso wie die Bravo Deluxe. Lediglich an aufwändigen Verzierungen wurde gespart.Die Gitarre hat einen dunklen edlen Farbton. Der Lack ist auf hochglanz poliert und perfekt aufgetragen. Der Farbton ist gleichmäßig verteilt. Ein auf den ersten Blick optisch sehr stimmiges Design.

Zur Konstruktion:

  • Archtop-Jazzgitarre
  • 16“ Body und 2 1/2“ Zargenhöhe
  • laminierte Fichtendecke
  • Ahornboden und Zargen (massiv)
  • 25“ Sale Ebenholzgriffbrett
  • Benedetto A6 Humbucker am Hals
  • Binding Body (wbw) Hals und Kopfplatte sind weiß eingefasst.
  • Bracing parallel
  • Ebenholz Schlagbrett, Saitenhalter , Potis und Bridge
  • hochglanz Nitrofinish

Die Gitarre ist sehr schlicht designt. Als Verzierung ist auf dem Griffbrett lediglich das bekannte Blumen-Design in Perlmutt eingelegt. Weiterhin ist auch der Schriftzug auf der Kopfplatte in Perlmutt eingelegt.

Seriennummer und Unterschrift befinden sich auf der Rückseite der Kopfplatte. Decke und Boden sind mäßig gewölbt. Der Hals läuft schwebend über dem Griffbrett aus. Die gesamte Verarbeitung der Gitarre ist wirklich perfekt ausgeführt. Beeindruckend.

Auf dem Bein hält sich die Gitarre ausgewogen und ist aufgrund der schmalen Zarge wirklich bequem zu bedienen. Am Gurt ist es ebenso. Alle Ebenholzteile zeigen sich von sehr gut verarbeiteter Qualität. Sofort fällt das Halsshaping auf. Die Gitarre lässt sich butterweich bis zum 15. Bund bespielen.

Alle Bereiche sprechen gleichmäßig gut an. Der Hals ist einerseits schön schlank, hat aber genug Profil um meine Hand gut auszufüllen. Der Spielfluss ist sofort und ungebremst da.

Auf der Gitarre sind werkseitig 0.12 -0.52 Roundwound Saiten aufgezogen.

Die Saitenlage ist dem Hals entsprechend flach und perfekt eingestellt. Bünde und Verarbeitung lassen keine Wünsche offen. Akustisch präsentiert sich die Gitarre sehr ausgewogen und bemerkenswert laut, aber etwas schwachbrüstig im Bassbereich, was sicher an der Konstruktion liegt. Zum Üben ist sie unverstärkt laut genug.

Verstärkt kommt es dann ausgeglichen und fett aus dem Speaker. Der Benedetto A6 hat einen sehr hohen Output und produziert einen fetten Ton. Gleichzeitig ist der Ton aber noch sehr transparent und durchsichtig. Ein sehr gut klingender Humbucker. Im Vergleich zum letzten Gibson Humbucker den ich gespielt habe (auf Ansgar Spechts 175) ist er nicht ganz so dicht im Ton, im Frequenzbereich dadurch etwas weiter aufgefächert. Zu Hause wunderbar. Ich denke im Livebetrieb wird man den reibungslos funktionierenden Tonpoti wohl etwas zurückdrehen müssen. Die Potis sind auf der Decke montiert. Für meinen Geschmack etwas zu weit weg unter dem unteren S-Loch.

Fazit: Beim vorliegenden Modell handelt es sich um eine perfekt verarbeitete Gitarre die auch in Punkto Bespielbarkeit und Sound keine Wünsche offen lässt. Es handelt sich um eine „richtige“ Benedetto zum Einsteigerpreis. Mehr kann man nicht verlangen. Alle Details und Merkmale der großen Geschwister scheinen ohne Kompromisse auf das Instrument übertragen worden zu sein.

Die Instrumente sollten für dem Archtop Suchenden auf jeden Fall in die engere Auswahl gezogen werden. In Punkto Verarbeitung und Bespielbarkeit geht es nicht besser, nur anders. Sicher gibt es auch Spieler, die ein Instrument zum Ringen brauchen mit Ecken und Kanten, dass ist die Benedetto nicht. Benedetto bleibt seinem Stil mit einem schlichten aber edlen Design treu und weiß auch hier zu überzeugen.

Drei Modelle werden beim Archtop Meeting zum Antesten bereitstehen (u.a auch die Bravo Deluxe für einen direkten Vergleich). Ansonsten besteht natürlich die Möglichkeit das Instrument bis Freitag bei mir in Oldenburg (Niedersachsen) zu testen.


von: Oliver Kuiper, Oktober 2008

Websites:

 www.liberty-music.de              www.benedetto-guitars.com